Samsung Galaxy Buds 3 Pro

Test: In-Ear-Kopfhörer

Samsung Galaxy Buds 3 Pro im Test und Klang-Check

Die neuen Samsung Galaxy Buds 3 Pro sind da – mit neuer Form und neuen Funktionen. Ob sie auch klanglich mit der Konkurrenz mithalten können, und für wen die 249€ teuren Buds 3 Pro am besten geeignet sind, klärt der Test von STEREO.

| Julian Kienzle


Samsung enthüllt neben anderen Galaxy-Produkten im Juli auch die neuste Generation seiner Galaxy Buds In-Ear-Kopfhörer. In zwei Versionen und mit dem Zusatz „3“ können die beiden 2024er Modelle ab sofort vorbestellt werden. STEREO hat das teurere „Pro“ Modell getestet. Dabei ist dieses Jahr bei den neuen Galaxy Buds 3 Pro einiges anders als zuvor, besonders das Design ist vom bisherigen, kompakt-rundlichen Formfaktor zu einem augenscheinlich stark den Kopfhörern von Apple ähnelnden Design mit langem Stiel gewichen.

Dagegen spricht grundsätzlich nichts und wir finden den Sitz der neuen Form sehr angenehm. Die Kopfhörer tragen sich bequem und mit geringem Druckgefühl im Ohr. Allerdings gibt es etwas zu wenige verschiedene Größen der Aufsätze im Lieferumfang, hier wäre noch etwas mehr Auswahl schön gewesen.

Die Bedienung der Samsung Galaxy Buds 3 Pro

Der neue Stiel der Buds 3 Pro dient bei Samsung nicht nur zur Zierde sondern sorgt gleichzeitig für die Bedienung der Hörer. Recht unkonventionell aber einfach und zuverlässig ist die Lösung, Lautstärke per „Swipe“ von oben nach unten (leiser) respektive andersherum (lauter) zu justieren. Auch Play/Pause, Spulen, sowie das Durchschalten der Umgebungsgeräusch-Modi passiert an dem neuen „Säbel“, jedoch nicht wie üblich bei In-Ears per Touch-Befehl sondern über einen haptischen „Klick“, der etwas mehr Druck erfordert als ein gewöhnlicher induktiver Touch. Man nimmt einfach den Stiel zwischen Daumen und Zeigefinger und kann so den Button betätigen. Versehentliche Eingaben, etwa durch nasse Haare nach dem Duschen, wie es bei vielen anderen Kopfhörern passieren kann, werden dadurch minimiert. Dafür ist es etwas fummeliger beispielsweise den Druck beim Gehen lange genug gleichmäßig zu halten, um zwischen den ANC Modi zu wechseln. Apropos Duschen: Gegen Spritzwasser und sogar kurzzeitiges Untertauchen sind die Samsung Buds top geschützt dank IP57-Zertifizierung.

Eine Funktion die dem teureren „Pro“-Modell vorbehalten ist, sind die beleuchteten Leisten außen auf den Kopfhörern. Diese Leuchten standardmäßig nur etwa beim Öffnen des angenehm kompakten Ladecase, sie können aber optional auch dauerhaft eingeschaltet bleiben, oder zwei weitere animierte Effekte zeigen. Ein netter Bonus, aber für den Träger selbst kaum nützlich, sieht er die Leuchteffekte doch maximal in der Selfie-Kamera. Und natürlich geht so eine Funktion auf Kosten der ohnehin nicht herausragenden Akkulaufzeit – wir haben mit unserem standardisierten Messverfahren etwa 5:30 Stunden ohne und 4:30 mit aktiviertem Noise Cancelling gemessen.

Wie gut ist das Noise Cancelling der Buds 3 Pro?

Letzteres ist dafür sehr gut, sorgt für angenehme Stille selbst bei sehr lauten Umgebungsgeräuschen und das ohne unangenehmes Druckgefühl auf den Ohren, wie es manche ANC-Systeme bereiten können. Hohe Töne wie das Tippen auf einer Tastatur lässt das ANC zwar klar hindurch, aber wir fanden, dass selbst Stimmen im Büro recht gut weggefiltert wurden. Schön auch das optional aktivierbare „adaptive“ Noise Cancelling, das sich automatisch an die Umgebungsgeräusche anpasst. Ebenfalls sehr begrüßenswert finden wir, dass die Kopfhörer wahlweise, wenn sie Sirenengeräusche oder die Stimme des Trägers erkennen, automatisch den Transparenzmodus aktivieren und damit Umgebungsgeräusche ans Ohr weitergeben. Umso besser, da der Transparenzmodus hier überraschend natürlich und angenehm ist. Das hängt sicherlich auch mit der Qualität der Mikrofone zusammen, die in unseren Tests sehr gut abschnitten – selbst in belebten Umgebungen mit Stimmgewirr ringsherum konnten wir uns noch sehr gut am Telefon unterhalten und verstanden werden.  

Für die Kopplung nutzt man das Ladecase, auf dessen Unterseite ein kleiner Knopf den Pairing-Modus erzwingt. Das funktioniert mit allen Bluetooth-Geräten einwandfrei, besonders nahtlos aber mit Samsung Smartphones, auf denen die Wearable-App – die auch zu Steuerung der Buds verwendet wird – installiert ist. Damit wären wir auch beim größten Kritikpunkt der Samsung Galaxy Buds 3 Pro angelangt: Samsung hat sich augenscheinlich nicht nur beim Design von Apple inspirieren lassen, auch die Exklusivitäts-Philosophie aus Cupertino scheint Anklang bei den südkoreanischen Entwicklern gefunden zu haben. So gibt es die App zur Steuerung der Buds 3 Pro zum Testzeitpunkt überhaupt nicht für iOS, und viele Funktionen der Buds sind nur bei Verwendung mit Samsung-Geräten verfügbar.

Viele Funktionen nur im Samsung-Kosmos

So gibt es etwa kein klassisches Multi-Point zur Verbindung mehrerer Bluetooth-Sender gleichzeitig – eine Funktion, die heute eigentlich praktisch zur Standardaustattung bei neuen Kopfhörern zählt. Stattdessen gibt es „Auto-Switch“, was aber nur innerhalb des Samsung-Ökosystems und auch hier nur für ausgewählte neuere Produkte funktioniert. Auch die neuartige und potenziell sehr nützliche Dolmetscher-Funktion mit Samsungs künstlicher Intelligenz gibt es nur im Zusammenspiel mit Samsung-Smartphones, die „Galaxy AI“ unterstützen. Tatsächlich ist auf der Produkt-Website der Galaxy Buds 3 Pro die Liste der Fußnoten mit Einschränkung zur Verfügbarkeit einzelner Funktionen fast länger als die Liste der eigentlichen Funktionen. Ärgerlich für HiFi-Fans: Samsung hat zwar erfreulicherweise eine hochauflösende Audio-Übertragung mit bis zu 24 Bit / 96 kHz eingeführt, auch diese gibt es aber nur in ausgewählten Modellen der beiden neusten Generationen. Universelle hochauflösende Funk-Schnittstellen wie Bluetooth aptX Lossless wurden hier nicht eingesetzt.

Schade, besonders da die Samsung hardwareseitig tatsächlich hochwertige Klangqualität mitbringen. Die nur im „Pro“-Modell eingesetzte, technisch aufwendige Konstruktion mit zwei separaten Treibern und Verstärkern für Bässe und Höhen – um letzteres kümmert sich gar ein Planar-Treiber – zahlt sich aus, sorgt für ein geschmeidiges, seidiges und verzerrungsarmes Klangbild. Gut, der Bass ist auch hier ab Werk stärker ausgeprägt, als es eine natürliche Wiedergabe verlangen würde, aber er liegt noch im Rahmen. Und in der gut gemachten, sehr einfach zu bedienenden App gibt es auch einen 9-Band-Equalizer, in dem ganz einfach die untersten circa drei Frequenzbänder etwas abgesenkt werden können, um den Klang zurück „in Balance“ zu bringen.

Samsuns Galaxy Buds 3 Pro im Hörtest

Dann klingt Musik wie „In My Mind“ von Wallners äußerst angenehm und transparent-musikalisch. Samsung setzt auf ein eher ganzheitliches Klangbild ohne analytische Anwandlungen und mit weniger scharfen Kanten um die einzelnen Akteure. Ein gefälliges Klangbild, das atmosphärischer Musik wie „in My Mind“ schmeichelt. Harte Metal-Bretter wie der neue Song „Atonement“ von Leprous präsentieren sich leicht gezügelt und etwas eingebremst aber keineswegs langweilig. Absolut langzeittauglich auch dank der zwar weit nach oben reichenden aber nie nervigen und verzerrungsarmen Höhen. Das finden wir sehr gelungen, wenn auch die Kopfhörer explizit audiophiler Hersteller wie Sennheiser und Denon klanglich noch eine Schippe an Dynamik, Struktur und Natürlichkeit drauflegen können. Wer das Maximum an Klangqualität aus den Samsung herausholen will, sollte unbedingt die Umgebungsgeräusch-Modi komplett deaktivieren, da die Klangqualität dann nochmal deutlich steigt.

Selbstverständlich haben wir auch den – ebenfalls nur auf Samsung-Smartphones verfügbaren – 360 Audio-Sound-Modus ausprobiert, der virtuell Surround-Sound imitieren soll. Auch hier kann dieser, wie wir es schon oft erlebt haben, keine Zauber bewirken, vergrößert zwar die Bühne und kann kurzzeitig für einen netten Effekt bei elektronischer Musik sorgen, geht aber stark auf Kosten der Natürlichkeit. Eine klassische „Wall of Sound“ mit stark verzerrten Gitarren wird mit diesem Effekt geradezu schrill und äußerst unangenehm. Gut man muss den Effekt ja nicht verwenden, und er kann in Kombination mit dem optional zusätzlich aktivierbarem Head-Tracking, bei dem die Bewegung des Kopfes berücksichtigt und der Klang virtuell an einem Punkt „vor“ dem Kopf im Raum verankert wird, gerade für Video-Inhalte ein echter Gewinn sein.

Das STEREO-Testfazit zu den Samsung Galaxy Buds 3 Pro

Die Samsung Galaxy Buds 3 Pro sind gute Kopfhörer für alle Android-User. Sie bieten guten Klang, sehr gute Mikrofone und Noise Cancelling, top Tragekomfort und vielseitige Einstellmöglichkeiten und Funktionen. Aufgrund der vielen Features, die auf moderne Samsung-Geräte beschränkt sind, können wir eine uneingeschränkte Empfehlung aber nur für Nutzer mit einem aktuellen Galaxy-Smartphone aussprechen – hier sind die Buds 3 Pro aber wahrscheinlich die aktuell beste Wahl am Kopfhörer-Markt. Apple-Fans sollten dagegen die Finger von den Samsung Buds lassen.


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