Erst als der Amerikaner anfing, sich seinen Ängsten bewusst zu stellen, kam er aus der Talsohle heraus. Ihm fiel endlich wieder tolle Musik ein, und er konnte Youth Lagoon wiederbeleben. Statt wie früher Songs über die Welt im Großen zu schreiben, denkt er auf dem bislang wohl besten Album „Heaven Is A Junkyard“ nun über sein Leben in Idaho nach. Er setzt sich mit der eigenen Geschichte auseinander, erzählt höchst eindringlich von häuslicher Gewalt auf dem Land („Rabbit“), von Junkies im Hinterhof („Deep Red Sea“), von dysfunktionalen Familien und Suizidversuchen („Idaho Alien“).
Auch wenn in Powers’ Zuhause weiß Gott nicht alles eitel Sonnenschein ist, hilft ihm die Konfrontation mit seinen Dämonen doch hörbar. Die Nervosität und Fahrigkeit seiner früheren Alben ist jedenfalls einem in sich ruhenden Sound gewichen. Rund um seinen Wispergesang und sein Klavierspiel errichtet er diesmal einen stabilen Indie-Pop. Leicht zu merkende Mitsingmelodien und betont langsame Tempi vermitteln ein behagliches Grundgefühl. Anscheinend hat der 34-Jährige mit diesem Album endlich zu sich selbst gefunden.
Harald Kepler