Sonos Ace im Test: Wie gut ist der erste Kopfhörer der Smartspeaker-Profis?

Der für Smartspeaker bekannte Hersteller Sonos präsentierte jüngst seinen allerersten Kopfhörer. Ist die Premiere gelungen oder gab es Startschwierigkeiten?

Sonos Ace

Wenn ein Hersteller, der sich in der Vergangenheit vorwiegend in einer speziellen Nische einen Namen gemacht hat, zum ersten Mal ein völlig neues Spielfeld betritt, ist es immer ein besonders spannender Moment. So auch hier bei Sonos, denn obwohl die Firma sich über Jahre einen hervorragenden Ruf als Anbieter verschiedenster Premium-Smartspeaker und -Soundbars erarbeitet hat, war sie im stark umkämpften Feld der Bluetooth-Over-Ear-Kopfhörer mit Noise Cancelling bislang nicht aktiv.

Das ändert sich nun, denn Sonos launcht den Ace und damit den ersten Kopfhörer der Marke – klar, dass da gleichermaßen Hoffnung wie Sorge mitschwingt.

Sonos Ace - Ansicht von unten
An der Unterseite liegen zwei der vier Mikrofon-Schlitze sowie USB-C und der Power-Button.

Immerhin gibt es bei einem modernen Kopfhörer eine Menge zu berücksichtigen. Die Käuferschaft ist durch ein geradezu überquellendes Angebot und über viele Jahre immer weiter optimierte Modelle von Szene-Größen wie Sony, Bose, B&W, Sennheiser und unzähligen weiteren regelrecht verwöhnt. Da muss der Einstieg sitzen, um mithalten zu können. Wir haben den Ace daher genau unter die Lupe genommen und ihn mit seinen beliebtesten Konkurrenten verglichen.

Eine Möglichkeit zum umfangreichen Vergleich von Over-Ear-Bluetooth-Kopfhörern bietet Ihnen unser Vergleichstest auf stereo+.

Um das gleich mal aus dem Weg zu schaffen: Der Sonos Ace ist fundamental ein sehr gewöhnlicher Bluetooth-Kopfhörer mit ganz ähnlichen Features, wie sie auch die Konkurrenz bietet. Wer gedacht hätte, Sonos würde als Profi für Wi-Fi-Streaming und Smarthome derartige Funktionen auch im Kopfhörer integrieren, irrt. Das einzige Merkmal, das den Ace eindeutig von der breiten Masse abhebt, ist die Möglichkeit, per sogenanntem „TV Swap“ das Fernsehsignal von einer Sonos-Soundbar nahtlos über die App direkt an den Kopfhörer zu „swappen“ (tauschen).

Seit kurzem funktioniert dies nun immerhin nicht mehr nur mit dem Top-Modell des Soundbar-Line-ups – der knapp 1.000 Euro teuren Arc – sondern kann nun auch mit den Modellen Beam (Gen 2), Beam (Gen 1) und Ray verwendet werden. Auch die bei Marktstart noch aktive Beschränkung auf iOS ist seit dem letzten Update aufgehoben und nun haben auch Android-User Zugriff auf diese Funktion. Sehr erfreulich, dass Sonos hier nach verhältnissmäßig kurzer Zeit die versprochenen Updates ausgeliefert hat. Nichtsdestotrotz bleibt dieses Feature wohl weiterhin eher eine Nischen-Anwendung, immerhin hat man bereits viel Geld für eine Soundbar bezahlt und möchte diese im Anschluss wohl kaum vorwiegend als Sender für seine Kopfhörer verwenden. Eher wird der Ace wohl in Ausnahmefällen oder wenn Lautstärke ein Faktor ist in dieser Form zum Einsatz kommen.

Souveräne Premiere für den Sonos Ace

Damit wäre er also für den allergrößten Teil der potenziellen Käuferschaft vorwiegend ein klassischer Bluetooth-Kopfhörer mit Noise Cancelling – und muss sich hier dank seines stolzen Preises von 499 Euro mit den besten der Klasse messen.

Das ist aber gar nicht mal schlimm, denn macht der Ace im STEREO-Test eine ausgezeichnete Figur. Niemand würde wohl ohne Hintergrundwissen vermuten, dass es sich hier um den ersten Kopfhörer der Marke handelt. Im Gegenteil tritt das Produkt ausgesprochen souverän auf.

Sonos Ace in weiß
Sonos Ace in weiß Der Ace ist auch in Weiß erhältlich. Zur Steuerung gibt’s einen Schieberegler und eine Taste.

So gibt es ein umfassendes Ausstattungspaket inklusive Dolby Head Tracking – einer Technologie, die Kopfbewegungen erkennt und es klingen lässt, als würden die Töne von einer im Raum verankerten Stelle herrühren. Das funktioniert beim Sonos besonders organisch und smooth, ist aber für Musik weniger interessant. Auch eine Trageerkennung zur automatischen Pausierung, Multipoint zur Verbindung mehrerer Geräte, besonders schnelles Aufladen und eine Akkulaufzeit von guten 30 Stunden mit aktiviertem Noise Cancelling sind mit an Bord.

Letzteres möchte man auch sehr gern eingeschaltet lassen, denn es arbeitet unaufdringlich und effektiv, kommt teilweise sogar beinahe an das der Marktführer Bose und Sony heran. Der Transparenzmodus – also die Funktion, per Knopfdruck Außengeräusche zu verstärken – ist sehr gut, mit überraschend präziser Lokalisierung im dreidimensionalen Raum und recht natürlichem Klang.

Sonos Ace - Polster
Sonos Ace – Polster Die Polster des Ace haften magnetisch und können so ganz einfach ausgetauscht werden.

Auch die Mikrofone sind gut, eignen sich uneingeschränkt für Telefonate oder ausgedehnte Videokonferenzen. Dank dem trotz des vergleichsweise etwas hohen Gewichts – der Ace wiegt mit 312 Gramm immerhin etwa 25 Prozent mehr als der Sony WH-1000XM5 – dennoch gutem Tragekomfort, macht man dabei auch besonders lange Meetings problemlos mit.

Obgleich danach eine gute Lüftung der Ohren wohltut, denn unter den Sonos kann es ein wenig schwitzig werden.

Nachhaltigkeit steht beim Ace im Fokus

Beim Ace setzt Sonos augenscheinlich viel auf die Marketing-Wirkung von Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit. Das Gehäuse des Kopfhörers ist genau wie sein im Lieferumfang enthaltenes und angenehm flaches Case aus recycelten Stoffen hergestellt. Die Verpackung besteht außerdem nur aus Pappe, und besonders schön finden wir die magnetisch haftenden und daher extrem einfach tauschbaren Ohrpolster. Sollten diese mal verschleißen – und Sonos dann noch Ersatzteile anbieten –, können diese einfach getauscht werden, statt einen neuen Hörer kaufen zu müssen.

Für die Links-rechts-Markierung hat Sonos die Hörer-Innenseiten unterschiedlich eingefärbt – clever. Wir hätten uns aber einen deutlicheren Kontrast gewünscht, da gerade bei schlechten Lichtverhältnissen zumindest am schwarzen Gerät der Unterschied nur schwer zu erkennen ist.

Sonos Ace - Zubehör
Sonos Ace – Zubehör Zum Lieferumfang gehört ein angenehm flaches Case mit Filz-Oberfläche. Die Kabeltasche haftet optional magnetisch im Inneren davon. Außerdem gibt’s zwei USB-C-Kabel, eines davon mit Klinke.

Einen klassischen Analog-Eingang hat der Kopfhörer zwar nicht, „Rückwärts-Kompatibilität“ gibt’s dank einem inkludierten USB-C-auf-Klinke-Kabel aber trotzdem. Auch die Bedienung ist etwas oldschool, verwendet ausschließlich haptische Elemente zur Steuerung, die dafür aber hochwertig und intuitiv ausgeführt sind. Zusätzlich gibt es noch die Sonos-App, dabei kommt für den Kopfhörer ­erfreulicherweise dieselbe Anwendung zum Einsatz wie für alle anderen Sonos-Geräte.

Viel bietet diese für den Ace aber nicht, der Equalizer erlaubt nur die Justage von Höhen und Bässen, und auch sonst ist die App eher spartanisch aufgebaut. Wirklich wichtig ist sie nur für „TV Swap“.

Wie klingt der Sonos Ace?

Auch klanglich macht der Ace eine gute Figur, er klingt besonders straff und dynamisch. Ein treibender, spaßiger Sound mit breiter, offener Bühne und äußerst scharfen Kanten. Etwa „Street Spirit“ von These Grey Men kommt federnd und direkt, mit knalligen Impulsen und präziser Lokalisierung auf der Bühne – sehr schön!

In diesem Aspekt ist der Sonos auch den Konkurrenten von Sony und selbst dem bereits gut klingenden Bose überlegen. Allerdings verschenkt der Sonos tonal etwas Potenzial, er klingt etwas klinisch und kühl, wenngleich die Höhen ­keineswegs überbetont sind. Hier zaubert der Bose das angenehmere, weichere und natürlichere Bild, wie wir zum Beispiel mit Gregory Porters „Liquid Spirit“ feststellen konnten.

Testfazit: Sonos Ace

Der Sonos ist eine gelungene Premiere und ein guter Kopfhörer ohne große Mängel. Allerdings kostet er deutlich mehr als beispielsweise Boses QuietComfort Ultra, der mit besserem Noise Cancelling und kaum schlechterem Klang ausgestattet ist.

Alleinstellungsmerkmal ist die Möglichkeit, per sogenanntem „TV Swap“ das Fernsehsignal von einer Sonos-Soundbar nahtlos über die App direkt an den Kopfhörer zu „swappen“ (tauschen).

Vergleichsweise hoher Preis; ANC hinkt der Konkurrenz hinterher; „TV Swap“ dürfte nur für sehr wenige Personen wichtig genug sein, um damit den Aufpreis zu rechtfertigen


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