Ortofon Concorde Music MM-Tonabnehmer-Serie

Test: Tonabnehmer

Neue MM-Tonabnehmer-Serie: Ortofons Concorde Music im Test

Ortofons neue MM-Tonabnehmerserie Concorde Music startet mit vier ­hinsichtlich der Abtastnadel unterschiedlichen Modellen. STEREO testet beim Red, Blue, Bronze und Black, für welches man ein Ticket lösen sollte.

Ortofon Concorde Music Black:
Preis:
um 599 € (Stand: 10.06.2024)
Ortofon Concorde Music Blue:
Preis:
um 249 € (Stand: 10.06.2024)
Ortofon Concorde Music Bronze:
Preis:
um 399 € (Stand: 10.06.2024)
Ortofon Concorde Music Red:
Preis:
um 149 € (Stand: 10.06.2024)
| Matthias Böde


Sie pflegen ihren eigenen Stil: ­Ortofons ikonische Concorde-Tonabnehmer. Die das Design des gleichnamigen Überschalljets mit der nach unten abknickbaren Nase aufgreifende Linie hob erstmalig 1981 ab, brachte zwischenzeitlich – als MM- wie MC-Ausführung – viele Varianten hervor und ist nicht zuletzt deshalb längst selbst zum modernen Klassiker avanciert.

Aktuell schickt der dänische Spezialist die Baureihe Concorde Music an den Start, die insgesamt fünf Modelle umfassen wird, von denen vier bereits da sind, und die, typisch Ortofon, nach Farben unterteilt sind. Dabei kommt ein stets identischer schwarzer Systemkörper zum Einsatz, der vier aus hochreinem sowie obendrein versilbertem Kupferdraht gewickelte Spulen enthält. Der Unterschied besteht ausschließlich in den jeweiligen, nach MM-Art wechselbaren, farblich markierten Nadeleinschüben, bei denen jeweils ein anderer Diamant auf den Aluminiumnadelträger gesetzt wurde. Nur beim künftigen, fast 1.000 Euro teuren LVB 250 besteht dieser aus einem noch leichteren und härteren Bor-Stäbchen. Unser ab sofort lieferbares Testquartett stellt sich wie folgt dar:

  • Den Einstieg bildet das 149 Euro teure Concorde Music Red, das für Detailfreude auch in der zunehmend engen Innenrille eine elliptisch geschliffene, auf einem ­Kegel montierte Nadel mitbringt.
  • Beim nächstgrößeren Blue für 249 Euro ist der Diamant nicht nur leichter, sondern obendrein „nackt“, also ohne die beschwerende Verbindung aufgesetzt, was den Fertigungsaufwand steigert, aber insbesondere die Feinzeichnung fördern soll.
  • Richtig edel wird’s beim Bronze für 399 Euro. Denn hier setzt Ortofon auf einen ebenfalls „nackt“ aufgebrachten Stein mit hauseigenem Fine-Line-Schliff. Diesem ­sagen Analog-Fans eine betont natürliche und zarte Wiedergabe nach, von der gerade Stimmen profitieren sollen.
  • Das Black ist schließlich mit einen gleichfalls „nackt“ implantierten Diamanten in Shibata-Form ausgerüstet, die einst in einer japanischen Schmiede für die Abtastung der extrem feinen Modulationen von Quadro-Schallplatten ersonnen wurde, ihre Vorteile aber auch bei Stereo-Scheiben ausspielt. Preis des Aufwands: 599 Euro.

Ebenso simpel wie der für ein Upgrade beziehungsweise im Falle eines Defekts im Handumdrehen austauschbare Nadeleinschub lässt sich der gesamte Abtaster vom Tonarm entfernen. Einfach dessen Überwurfhülse lösen und schon ist der Systemkörper abziehbar. Das Verfahren ist seit Jahrzehnten zigtausendfach bewährt – man denke nur allein an die Unzahl von entsprechend ausgelegten Technics-Drehern – und wird normalerweise für Head­shells angewendet, in die ein gängiger Ton­abnehmer mittels Schräubchen präzise einzusetzen ist.

Ortofons Nadeltausch aus der Profi-Praxis

Diese Prozedur ist potenziell ­fehleranfällig. Was lag ehemals für Ortofon also näher, als auf die Headshell zu verzichten und den Anschlussflansch in den eleganten Concorde-Body mit vorgegebenem Überhang auslaufen zu lassen? Das funktioniert deshalb perfekt, weil der Abstand vom vorderen Ende des Anschlussstücks bis zur Nadelspitze auf 52 Millimeter festgelegt ist.

Das Prinzip stammt aus der damaligen Profi-­Technik, wo es zügig gehen musste und man sich beim Wechsel des Pick-ups zum Beispiel im Rundfunkstudio, wenn’s noch ein paar Sekunden bis zum nächsten Lied waren, nicht um fummelige Justierungen kümmern konnte. Aus diesem Grund ist auch das Gewicht sämtlicher Concorde Music identisch, wodurch das Nachstellen der Auflagekraft entfällt. Es sei denn, man möchte diese auf die unterschiedlichen Typen minimal anpassen.

Was sich im simplen Anflanschen an den Tonarm zeigte, setzt sich beim Anschlie­ßen an den Verstärker fort: Die neue Orto­fon-Serie verhält sich vollkommen unkompliziert. Dank ihrer besonders hohen Ausgangsspannung von 8,6 Millivolt wird kein Phono-Pre auf Magerkost gesetzt, und selbstverständlich sind die Concorde Music auf die für MM-Eingänge übliche Normimpedanz von 47 Kiloohm optimiert.

Die schlanken Tonabnehmer werden jeweils in einem kleinen Schächtelchen geliefert. Im Beipack findet sich neben der zwar detaillierten, aber nur englischsprachigen Anleitung ein Nadelschutz, eine schmale Reinigungsbürste für den Diamanten sowie ein zunächst ominöser Gummiring. Diesen kann man bei Bedarf oder aus der Notwendigkeit heraus, einen wackelfreien Halt des Bodys am Tonarm zu gewährleisten, über dessen hinteres Ende ziehen. Dann sitzt der O-Ring als Element zwischen dem Abtaster und der Befestigungshülse, was eine gewisse Bedämpfung zur Folge hat. Bei den allermeisten Headshells ist übrigens ein solcher vorgesehen.

Passende Tonarme für Ortofon Concorde Music

So auch bei denen von Technics. Aufgrund der großen Beliebtheit und entsprechenden Verbreitung der Direkttriebler aus Japan liefen die Tonabnehmer während unserer Tests zum einen auf Technics’ ­SL-1200GR2 als auch an Ortofons eigenem Tonarm AS-212R, der auf unser Referenzlaufwerk Transrotor Rondino Nero montiert war.

Der erwähnte optionale Gummiring war mechanisch in keinem Fall notwendig, aber vor Beginn intensiverer Sitzungen wollten wir wissen, ob dessen Einsatz womöglich klanglich vorteilhaft ist, und hörten uns das große Concorde Music Black mit und ohne an.

Gut so, denn tatsächlich macht sich das winzige Ding positiv bemerkbar. In Henry Mancinis präsentem Orchestertitel „Strings On Fire!“ etwa sorgte es nachvollziehbar für einen Hauch mehr Milde und Zartheit in den oberen Lagen, indem die Streicher um eine Nuance sanfter rüberkamen und das Schlagwerk differenzierter, sobald das Concorde Music „beringt“ war. Finaler Beschluss: Das Teil bleibt dran!

Die herstellerseitig empfohlene Auflagekraft von 18 Millinewton überschritten wir für einen Hauch mehr Sonorität und Stämmigkeit unwesentlich und stellten 19 bis 20 Millinewton ein.

Testaufbau: vier Nadeln – ein Korpus

Um den Einfluss der beim für seine hohen Standards bekannten Anbieter Ortofon gewiss geringen, jedoch potenziell stets vorhandenen Qualitätsstreuung von einem Systemkörper zum anderen auszuschließen, verwendeten wir im Hörtest nur einen der vier und tauschten jeweils in Sekundenschnelle von einem Nadeleinschub zum anderen hin und her.

Umso interessanter auch für uns, sich mal explizit die klanglichen Fingerabdrücke der verschiedenen Schliffe vor Ohren zu führen, die uns zwar durch Vergleiche in anderen, ähnlich gegliederten Ortofon-Abtasterreihen durchaus geläufig sind, hier aber in reinster Form zutage treten sollen. Also: Alles anschnallen, wir starten durch!

Bereits das günstige Concorde Music Red darf als echter Tipp für kleinere Plattenspieler gelten, da es in der Lage war, etwa das quirlige Durcheinander von Ana Carams „Maybe“ luftig-locker aufzufächern sowie ein glaubhaftes Tiefenrelief aufzubauen. Fröhlich sprudelte der stets wie leicht in sich verwirbelt erscheinende Titel, der echte Anforderungen an Auflösung wie Timing stellt, aus den Lautsprechern. Keine Einwände!

Dass sich die Darbietung des Red dennoch eher zum vorderen Bühnenrand hin orientierte, seine Höhen minimal verzischelt waren und sich ein kleiner Energieknoten in den oberen Mitten bildete, der eine leicht strenge Verfärbung erzeugte, erwies sich, nachdem wir auf die Blue-Nadel umgesteckt hatten. Mit dieser ertönte das Stück nicht nur feiner ziseliert und in sich abermals entspannter wie in sich beweglicher, sondern sauberer in den Höhen und insgesamt homogener, stimmiger.

Die Klang-Unterschiede der Concorde Music-Modelle

Dieser Durchgang lief auf dem rund 2.000 Euro teuren Technics-Dreher, für den man unseres Erachtens nach nicht unterhalb des Concorde Music Blue einsteigen sollte, in diesem jedoch zugleich einen vollwertigen MM-Spielpartner findet.

 

Einen einerseits aparten Touch wie auch mehr Deutlichkeit in fast allen Parametern verlieh der raffinierten Nummer anschließend der Umstieg auf den Bronze-Einschub. Mit diesem erschien Ana Caram so deutlich umrissen wie besonders klar von ihrem beschwingten klanglichen Umfeld abgegrenzt. Obwohl ihre Stimme kein bisschen ins Warme und Runde tendierte, hatte die Brasilianerin nun mehr Korpus, wirkte sie konzentrierter und ausdrucksstärker. Das feine Rascheln der Perkussion, das den Titel durchzieht, kam über das Concorde Bronze betont fein und duftig, S-Laute pointiert und unverzerrt.

All dies kann das Blue eigentlich auch, doch nach dem Zurückstecken auf dessen Diamantträger erschien die Darbietung doch ein wenig allgemeiner, nicht ganz so ausfinessiert und markant wie im Zusammenspiel mit dem freilich auch 150 Euro teureren Bronze-Modell.

Und das Black, für das nochmals 200 Euro mehr zu berappen sind? Dieses arbeitete insbesondere die winzigen Ecken und Kanten heraus, die es tatsächlich auch im wolkig vorbeischwebenden, doch mit vielen winzigen Details angereicherten „Maybe“ gibt. Der Vortrag mit diesem geriet in der Tendenz dichter und zielgerichteter, während das Bronze eher die Verspieltheit und Heiterkeit des Stücks vermittelt hatte. Man merkte unterschwellig, dass das Black gern aufs Gas tritt und für attackigere Musikstile gemacht ist.

Bei Chico Freemans deftig zulangendem „Exotic Places“ verlieh es den Impulsen noch etwas mehr Nachdrücklichkeit und setzte an die Stelle der latenten Lieblichkeit des Bronze seine straighte Stringenz. In der Summe keine großen Differenzen, sondern vielmehr Charakterunterschiede. Soll heißen, dass das Bronze sich eher bei Singer-Songwritern und leichten Orchesterwerken wohlfühlt, während das Black stärker die Nähe zu den Rockern sucht. Das darf indes nicht verdecken, dass beide wie auch die kleineren Abtaster der Concorde-Music-Reihe hervorragende Allrounder sind, die bei allen Musikstilen ihre Qualitäten ausspielen.

Concorde Music vs. 2M-Serie

Nun bietet Ortofon ja seit Langem in seiner 2M-Serie „normale“, also in beliebige Headshells und Tonarme verschraubbare Abtaster in derselben Farbabstufung an. In unserem Testbestand findet sich ein 2M Red wie auch ein 2M Black, die in puncto Nadel exakt so ausgestattet sind wie ihre Concorde-Pendants und im Falle des Black sogar preislich identisch sind. In Technics-Headshells gesetzt, mit denen sie ein halbes Gramm leichter sind als die dafür in der Dämpfung etwas härter aufgehängten Concorde Music, ließen wir Ortofons Halbgeschwister gegeneinander antreten.

 

Und diese sind offenbar keineswegs nur formal verschieden. Gegenüber dem farblich satter zeichnenden und bissiger zupackenden Concorde Black präsentierte sich das entsprechende, geringfügig „leisere“ 2M-Pick-up hörbar zahmer, gediegener und in seinem Tatendrang zurückhaltender, andererseits jedoch sehr ausgeglichen und übersichtlich – Geschmackssache.

Ähnlich verlief das Aufeinandertreffen der beiden Reds. Wiederum bot dabei das Concorde Music den kernigeren, über das gesamte Frequenzband nachdrücklicheren, drängenderen Impetus. Das zum Preis von nur 99 Euro angebotene 2M Red wirkte in der Präsenz blasser sowie aufs Ganze gesehen weniger peppig und anmachend. Der Schluss liegt zumindest nahe, dass es sich bei Blue und Bronze ebenso verhält.

So bilden die Concord-Music-Abtaster eine eigenständige MM-Linie im Ortofon-Programm – nicht nur in Sachen Design.


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