Marantz M1 Test Aufmacher

Test: Streaming-Verstärker

Marantz M1 Test: Kompakter Streaming-Verstärker mit HEOS

Kompakte Streaming-Verstärker sind gefragt – und Marantz präsentiert mit dem M1 ein Modell, dass mit dem edlen Image und Klang der Firma diese Klasse erobern soll.

| Julian Holländer

 

Während die meisten Marantz-Verstärker der letzten Zeit einem bestimmten Design folgten, präsentiert sich das brandneue Model M1 mit schwarzem Gehäuse und Gitter-Deckel wieder etwas anders. Natürlich weist das Design des Streaming-Amps trotzdem Ähnlichkeiten zu den anderen Geräten der Marke auf. Dafür reicht der goldene Marantz-Schriftzug auf schwarzem Grund.

Und durchaus, der Marantz M1 bedient zwei Welten fast gleichermaßen. Er reiht sich einerseits in die Riege von (Streaming-)Verstärkern der Marke ein, gehört aber andererseits auch einer spannenden und wachsenden Gerätekategorie an: besonders kompakte Streaming-Amps, wie sie in letzter Zeit etwa mit dem WiiM Amp oder dem Loewe multi.room amp präsentiert wurden oder dem Dauerbrenner Bluesound Powernode. Der M1 folgt damit einigen ansprechenden Grundideen, er ist nicht zu teuer, schick und unauffällig für ein modernes Ambiente gemacht, und soll so ziemlich alles bieten, was man sich wünschen kann. Ein schnelles Set-up, Lautsprecher anschließen und es kann losgehen, so die Idee.

Primär ist der Marantz auf Streaming ausgelegt, aber auch die weiteren Anschlüsse überzeugen: Bluetooth für ­unkomplizierten, wenn auch komprimierten Musikgenuss, USB für Speichermedien, HDMI eARC für TVs und als Soundbar-Ersatz sowie ein optischer und ein analoger Eingang. Neben den Lautsprecherbuchsen liegt zudem ein Subwoofer-Ausgang für optionale Tiefton-Unterstützung. Einzig ein Phono-Preamp fehlt vielleicht auf der Wunschliste – in der Realität haben aber die meisten modernen Plattenspieler im Einsteigersegment diesen bereits an Bord.

Marantz M1 setzt auf HEOS-Streaming

Wie alles, was von Marantz und der Schwesterfirma Denon im Bereich digitales Musikhören vorgestellt wird, arbeitet der M1 für Musikstreaming mit dem hauseigenen HEOS-System. Dieses be­inhaltet die zugehörige App, sorgt also auch hier für Musikstreaming, Multiroom (mit ­Denon- und Marantz-Geräten), ­Zugriff auf Musikserver im gleichen Netzwerk, Abspie­len von Musik eines USB-Sticks, Einstellungen und mehr. Da auch viele Musikdienste in die App integriert werden können, bietet das System eine gute Angebotsvielfalt und steuert HEOS-­Geräte sehr zuverlässig, wenn auch mit ein paar ­Abstrichen.

Die Streaming-Auswahl in der App mit Tidal, Amazon Music, Internetradio und Deezer ist gut. Qobuz hingegen fehlt leider bisher. Auch die App-externen Streaming-Quellen sind gut – neben Bluetooth auch AirPlay und Spotify Connect –, wobei Chromecast oder Tidal Connect hier fehlen. Roon Ready ist zumindest in diesem Moment auch noch kein Teil des M1, wobei das Zertifikat möglicherweise bald bereit sein könnte. Eine komplette Vollausstattung, wie sie einige andere Hersteller anbieten, hat Marantz also aktuell nicht, wobei sich das natürlich ändern kann.

HEOS-App ist gut, wenn auch nicht perfekt

Als kleinen Trost für Tidal-Nutzer versichert der Hersteller immerhin, dass das HEOS-System darauf ausgelegt ist, die Hi-Res-Inhalte des Streamingdienstes optimal wiederzugeben. Um von Tidal zu streamen, muss man seinen Tidal-Account mit der App verknüpfen. Das ist schnell gemacht und die App-Darstellung aller Streamingdienste an sich gut, auch wenn es manchmal einen Klick mehr braucht, als man sich wünschen würde und die Auswahl, etwa an Playlists von Tidal, nicht so allumfassend ist wie in der Streaming-App selbst. Wobei mit den eigenen Apps der Streamingdienste mitzuhalten auch eine beachtliche Herausforderung wäre.

Egal, woher die digitale Musik kommt, der Marantz kann natürlich mit Hi-Res umgehen und verarbeitet Auflösungen bis zu 24 Bit/192 kHz sowie DSD128. Der Amp ist übrigens „Digital Direct“, gibt die digitalen Signale also direkt an die Endstufe. Das bedeutet auch, dass analoge Signale digitalisiert sowie vom Digitalfilter bearbeitet werden. Weiterhin nimmt er auch Dolby-Digital-Signale entgegen, was seine Freundschaft zum Fernseher unterstreicht.

Marantz M1 im Test: Klangkorrektur und Subwoofer

Auch dafür gemacht und nur sichtbar, falls HDMI oder optisch als Eingang aktiv ist, sind die in HEOS anwählbaren Klangmodi – „Stereo“ als Standard bleibt hier am besten für Musik, aber der dämpfende Nacht-Modus oder der „Dialog Enhancer“ für Nachrichtensendungen oder schlecht abgemischte Filme sind schon gut zu haben. Zur weiteren Optimierung hat die App zudem die Auswahl zwischen zwei digitalen Filtern sowie einen Equalizer, der mit zwei Bändern (Höhen und Bass) etwas simpel, aber dennoch effektiv ist.

Ist ein Subwoofer angeschlossen, erlaubt die App zudem diverse Einstellungen für diesen. So sind etwa Hochpassfilter und Tiefpassfilter praktisch, mit denen Sub und Verstärker aufeinander abgestimmt werden können – immerhin spricht Marantz beim Model M1 oft von einem 2.1-Verstärker, der Sub-Ausgang ist also eher fester Bestandteil des Gerätes als bloße Dreingabe.

Simple Bedienung auf dem M1 von Marantz

Der Streaming-Fokus zeigt sich auch bei der Steuerung am Gerät: Die ist, wie von Streamern gewohnt, eher simpel. Play/Pause und Lautstärke gibt’s per kapazitiven Buttons auf der Front des M1, aber für Eingangswahl, Klangeinstellungen oder Titelwahl muss man die App zurate ziehen. Einen Bildschirm mit Infos oder Cover gibt es ebenfalls nicht, auf eine Fernbedienung verzichtet Marantz auch – irgendwo muss ja auch gespart werden, wenn man ein Gerät noch bezahlbar ­halten will. Über die HEOS-App kann hingegen eine Fernbedienung angelernt werden, alter­nativ steuert bei dem Anschluss eines Fernsehers über HDMI die TV-Remote auch den Verstärker.

Zudem kann laut Marantz die Lautstärke des Amps über verschiedene TV-Remotes verändert werden. Und das direkt, ohne jegliche Einstellungen, Verbindungen oder gar den zugehörigen Fernseher. Mit einer LG-Fernbedienung beispiels­weise klappte das sehr gut.

Auf der Unterseite des Marantz finden sich gleich zwei Besonderheiten: Der M1 ist laut Label „Made in Japan“ und kommt aus dem Marantz-Stammwerk in der Stadt Shirakawa. Das ist selbst für 1.000 Euro bei Weitem kein Standard. Wobei das unauffällige Gehäuse aber Preisklassen-konform zum größten Teil aus Kunststoff ist.

Der Marantz-Amp kann auch festgeschraubt werden

Direkt neben diesem Label ist zudem ein kleines Gewinde angebracht, mit dem der Amp zum Beispiel senkrecht an eine Wand geschraubt werden kann. Dann wäre hauptsächlich die interessante Struktur der Metall-Oberfläche zu sehen, die das Waben-Muster anderer Marantz-Geräte aufgreift. Zudem macht ihn das für Custom-Installation-Projekte interessant, wo er dank Multiroom gut aufgehoben ist. Da vielleicht noch mal passender könnte der ebenfalls angekündigte „große Bruder“ des M1, der M4, sein, der bis zu vier Paar Lautsprecher gleichzeitig antreiben kann.

Auch das Innere des Verstärkers scheint gut aufgebaut zu sein, der Marantz liefert solide Messwerte ab. Während zwar die von uns gemessene Dauerleistung etwas höher sein könnte (91 Watt pro Kanal an 4 Ohm), sind Klirr und Intermodulation je sehr niedrig. Dass er kein Kraftmonster ist, lässt sich schon von außen erahnen, wobei lautes Musikhören mit den meisten Boxen möglich sein sollte – die Leistung ist ja immer noch für die meisten Anwendungen praxistauglich.

Denn auch mit Lautsprechern etwas über seiner Klasse kommt der Marantz gut klar, hier exemplarisch PMCs Twenty5.22.  Mit diesen ist der M1 zu ordentlichen Pegeln fähig, auch wenn irgendwann die Feinzeichnung leidet. Dafür ist er eben nicht unbedingt gedacht, selbst bei gehobener Zimmerlautstärke ist alles im Lot, es klingt ausgeglichen und ansprechend.

Marantz M1 im Hörtest & Fazit

Mit den richtigen Lautsprechern braucht es zudem keinen Subwoofer, damit der Marantz M1 ordentliche und auch partytaugliche Bässe in den Raum wirft. Je nach Geschmack kommt das auch der Stimmwiedergabe zugute, eine Stimme wie Romes in „Slash’n’Burn“ ist kräftig und plastisch, kriegt Nachdruck. Auf der tiefen Bühne bekommen aber auch Gitarre, Streicher und Trommeln ihren Platz, während der Marantz sie direkt, aber keineswegs überspitzt, in Szene setzt.

Roon- oder Qobuz-Nutzer warten vielleicht noch oder greifen zur ebenfalls guten Konkurrenz, für die meisten anderen hat der Marantz eine praxistaugliche Ausstattung und beeindruckt mit kräftigem und spaßigem Klang. Egal, ob man mit ihm sein HEOS-Multiroom-System erweitern, eine kleine oder größere Anlage aufbauen will oder ihn am TV als Allrounder nutzt: Der Marantz M1 erfüllt alle Aufgaben zuverlässig und klingt dabei vorbildlich.


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