Cambridge Audio CXA81 MkII

Test: Vollverstärker

Cambridge Audio CXA81 MkII: Runderneuerter Vollverstärker im Test

Der audiophile Spezialist Cambridge Audio ist insbesondere für guten Klang zum günstigen Preis bekannt. Nun hat er seinen Verstärker-Bestseller neu aufgelegt. Der CXA81 MkII soll auch klanglich nochmal zugelegt haben. STEREO testet, ob der Erfolgs-Amp wirklich eine Schippe drauflegen kann.

| Tom Frantzen


Die Tradition des Verstärkerbaus reicht im Hause Cambridge bis ins Jahr 1968 zurück, in dem der besonders audiophile Erstling erschien. Die Ahnenreihe der unmittelbaren Vorgänger Azur 650/651 und CXA80/81 waren allesamt Verkaufserfolge und selbstredend bauen sie aufeinander, respektive den guten Eigenschaften und gewonnenen Erkenntnissen,  auf. Den neuen Cambridge CXA 81 „MkII“ gibt es ausschließlich in unaufdringlich, schlicht zeitlos-elegantem Silber-Grau. Die Frontplatte ist nicht wie heute fast schon üblich symmetrisch aufgebaut, auch wenn das „Display“, das tatsächlich eher eine Art gestaltete Schaltfläche ist, zentral im Gehäuse positioniert wurde.

Es zeigt beispielsweise sehr klar an, welcher analoge oder digitale Eingang und welches Lautsprecherpaar, sprich welcher Ausgang A/B angewählt ist. Der recht großzügige und auch haptisch durchaus überzeugende Pegelsteller befindet sich, wo man ihn auch erwartet, nämlich an der rechten Seite. Auf der anderen Frontseite befindet sich die Kopfhörerbuchse linker Hand des vorgenannten „Displays“, ebenso ganz links der Hauptschalter, der nicht als harter Netzschalter ausgelegt ist. 42 Watt verbraucht der Amp im Leerlauf, das ist gut. Im Standby sind es gar sehr sparsame 0,3.

Selbstredend liegt dem CXA81 MkII eine gut gemachte Systemfernbedienung bei, die auch weitere Cambridge Audio--Komponenten zu steuern vermag.

Die Anschlussvielfalt des CXA81 MkII

In Sachen Konnektivität  bietet das in Großbritannien erdachte und entwickelte Gerät sowohl die in dieser Klasse alles andere als selbstverständlichen, symmetrischen XLR-Anschlüsse für die wichtigste Lieblingsquelle  als auch vier weitere RCA/Cinch-Eingänge für analoge Quellen. Zusätzlich  werden optische und koaxiale Schnittstellen für digitale Zuspieler sowie Bluetooth in der klanglich hochwertigen aptX HD-Variante angeboten.

Sogar Vorstufen- und Subwooferausgänge kann der neue Cambridge CXA81 MkII vorweisen, was wir wichtig finden. Eine USB-Verbindung zu PC oder Mac lässt sich am Heck des Verstärkers herstellen, was den Verstärker quasi zur externen Soundkarte werden lässt.

Zwei Paar Lautsprecher können angeschlossen und umgeschaltet, somit auch eine zweite Zone „befeuert“ werden. Oder man betreibt ein einziges Pärchen per Bi-Wiring. Fast alles scheint möglich: Denn ein ganz klein wenig enttäuscht waren wir darüber, dass der ansonsten wirklich superb ausgestattete Amp keine HDMI-Schnittstelle für TV vorweisen kann. Aber man kann auch nicht immer alles haben, Toslink-Lichtleiterbuchsen gibt es gar zwei – und auch hier lässt sich meist ein TV anschließen.

Bluetooth bedeutet übrigens zumindest in Verbindung mit einem hauseigenen Cambridge Audio-Plattenspieler der Alva-­Baureihe, dass er auch für die Wiedergabe von Vinyl-Tonträgern ausgelegt ist. Konzeptionell, sprich äußerlich wie technisch abgestimmt ist der Vollverstärker natürlich auch auf den kürzlich vorgestellten Netzwerk-Player CXN100 sowie das CD-­Laufwerk CXC aus gleichem Hause.

Freilich ist er ganz problemlos auch mit Fremdkomponenten kombinierbar, lediglich bei Phono wird naturgemäß eine zusätzliche Vorverstärkung – extern oder im Plattenspieler – erforderlich. Das kann man durchaus als Manko sehen. Nicht jeder möchte einen Bluetooth-Plattenspieler.

Cambridge Audio hat den CXA 81Mk2 übrigens mit diesem Produktvideo visuell eingeführt.

Cambridge stellt ein echtes Kraftpaket vor

An Kraft bringt der neue, fast neun Kilogramm schwere Hochpegel-Vollverstärker der Briten dank des ebenso hochkarätigen wie klassischen Class AB-Aggregats in Papierform satte 2x 80 Watt Ausgangsleistung zur Erfüllung seiner Aufgaben mit. Im Labor nachgemessen haben wir 82 Watt an 8 und knapp 120 Watt an 4 Ohm Last.

Für kurzfristige Impulsspitzen vermag der Cambridge je Kanal sogar jeweils stattliche 150 Watt in die Lautsprecherdrähte zu pumpen. Das dürfte wohl in den meisten Fällen mehr als genügen und ist neben einem hohen Dämpfungsfaktor einerseits und großer Breitbandigkeit, also „Schnelligkeit“, ein wesentlicher Grund dafür, dass dieser Amp so souverän aufspielt.

Die erheblich aufwändigere Verstärkerklasse mit um den Nulldurchgang des Signals steuerbarem, angepasstem Bias, genannt „Class G“, eine Class AB-Weiterentwicklung, bietet Cambridge Audio übrigens erst bei deutlich höherpreisigen Modellen an.

Unter der Motorhaube finden wir ein recht üppiges, ja mutmaßlich überdimensioniertes Linearnetzteil mit einem entsprechend dem hohen Anspruch streufeldarmen Ringkerntransformator samt kanalgetrennter Versorgung und guter Siebkapazität vor, dazu kommen bipolare Leistungstransistoren auf Kühlkörpern.

Gegenüber dem Vorgängermodell haben sich laut Hersteller etliche kleinere Veränderungen auf Bauteilebene ereignet, so sollen zwecks klanglicher Weiterentwicklung respektive Optimierung neue Kondensatoren und Operationsverstärker in die Schaltung eingebunden worden sein.

Dazu waren laut Cambridge Audio-Entwicklungschef Nick Brown sage und schreibe fünf unterschiedliche Prototypen notwendig, die in intensiven Hörsessions immer wieder gegeneinander und gegen den Vorgänger CXA81 gehört wurden. Man wollte den offensichtlich erfolgreichen klanglichen Fingerabdruck des CXA81 nicht wesentlich verändern, sondern ihn lediglich weiter verbessern.

Die größte Weiterentwicklung aber dürfte der Einsatz des noch höherwertigen 32-Bit-Digital-Analog-Wandlerbausteins ES9018K2M von ESS Technology sein, der den schon guten ES9016 ablöst. Dabei handelt es sich um einen der höchstentwicklelten Zweikanal-Wandler-IC-Bausteine des Herstellers mit kanalgetrennter Wandlung und extrem hohem Rauschabstand sprich Dynamik.

Das Datenblatt spuckt für dieses IC hier 127 Dezibel aus. Dieser Wandlerchip wird auch in weitaus kostspieligeren High End-Gerätschaften bis in die Referenzklasse hinein eingesetzt und geniesst einen ausgezeichneten Ruf, was seine, nicht zuletzt auch klanglichen Möglichkeiten angeht.

Was der Cambridge Audio CXA81 MkII an Innenleben mitbringt

Mit dem superben ESS-IC einher geht die verführerische Möglichkeit, etwa einen betagteren, aber dafür womöglich mechanisch exquisiten CD-Player vor dem Alteisen zu bewahren und wandlertechnisch aufzurüsten, indem man ihn digital statt analog an den Cambridge anschließt.

Das ist definitiv nicht zu verachten, denn die größten Fortschritte hat es in den letzten Jahrzehnten meist bei den Wandlern und ihrer Auflösung gegeben, während die CD-Laufwerke mitunter eher vereinfacht wurden. Auch ein DVD-Player profitiert vom ESS-Chip, solange man ihn im Stereomodus betreibt.

Man vergisst häufig, dass ein solcher, mittlerweile häufig vorzufindender Top-Chip zum Einzelpreis von derzeit etwa 11 Euro allein natürlich nicht viel nutzt, da er seine Qualitäten natürlich nur in entsprechender Schaltungsperipherie zu entfalten vermag.

Und wie klingt der CXA81 MkII jetzt?

Doch daran braucht man bei Cambridge Audio keinen weiteren Gedanken verschwenden. Und in der Tat enttäuscht dieser neue Vollverstärker aus Großbritannien im STEREO-Hörraum nicht, ganz im Gegenteil.

Schon bei den ersten Takten Musik macht er durch eine große, weiträumige Abbildung und eine ungeahnte Detailfülle klar, dass er buchstäblich „wie ein Großer“ aufspielt und alle angebundenen Schallwandler entsprechend autoritär und souverän „in die Zange“ nimmt.

Donald Fagens „I.V.Y.“ perlt leichtfüßig, fein detailliert und dreidimensional aus den Schallwandlern, während die Dynamikexplosion bei „Children Of Sanchez“ von Chuck Mangione niemanden ruhig im Sessel zurücklässt. Vielmehr stellt sich ein begeistertes Grinsen samt Fußwippen und womöglich sogar Gänsehaut ein. Damit sind selbst liebgewonnene „Klischees“ tatsächlich erfüllt. Der emotional begeisternde Brite gefällt uns emotional sehr gut. Die „Gänsehaut“ ist sogar reproduzierbar.

Sein Vortrag ist schnell, kraftvoll und plastisch, mit erstaunlich viel Atem und Raum um die Einzelereignisse herum. Das klingt mühelos. Da schwingen bereits highendige Untertöne mit, um es vorsichtig auszudrücken.

Cambridge CXA81 MkII: Hohe Audioqualität schon um 1.000 Euro

Sein rhythmisch-lebendiges und vor allem stimmiges Timing samt der Wiedergabe feiner Details sowie einer ausgeprägten Tiefenstaffelung und Ausarbeitung von Farbabstufungen liegen sehr deutlich oberhalb dessen, was man um 1.000 Euro als Durchschnitt im Angebot findet. Das ist schon sehr, sehr gut, gar keine Frage. Mit und um diesen Verstärker herum lässt sich mit adäquaten Lautsprechern, seien sie kompakt auf Ständern oder „aufrecht bodenständig“, schon ein sehr feines und erfreulicherweise bezahlbar bleibendes Audiosystem aufbauen, das für jede Menge Klasse und „ansteckenden“ Hörspaß sorgen kann.

Das ist bei solchen Komponenten ohnehin eine tolle Sache, denn wenn schon eine in diesem Fall bezahlbare Investition zu häufigem, lust- und vor allem genussvollen Musikhören führt, was sich buchstäblich jahrelang auszahlt, haben alle etwas richtig gemacht.

Die Gefahr, dass so eine Anlage wegen Desinteresse verwaist ist dagegen nahezu Null. Der ausgesprochene High Ender kann diesem Verstärker eine Chance geben, wenn es um die Ausstattung von Ferienwohnung, Büro, Partykeller, Jugend- oder Gästezimmer mit einer Zweitanlage geht. Er wird sich regelmäßig daran erfreuen.

Wer indes partout noch etwas weniger Geld ausgeben möchte oder dazu gezwungen ist, kann sich selbstverständlich das gute und erfolgreiche Vorgängermodell ansehen und auch damit glücklich werden. Oder den Arcam Radia A5, der unter 1.000 Euro ähnlich audiophil aufspielt.

Unser Fazit: Cambridges‘ neues Verstärker-Flagschiff CXA81 MkII ist sein Geld wert

Wir empfehlen bei einem Budget von 1.200 Euro allerdings nachdrücklich den hier getesteten neuen Amp, der nachprüfbar zeigt, dass er alles noch etwas besser kann und damit für Genussmenschen zum veritablen Schnäppchen mutiert. Denn was der neue Cambridge mitbringt, ist eine nicht ganz selbstverständliche, ganzheitliche Eigenschaft, die man als Summe aller Stärken schlichtweg „mitreißende Musikalität“ nennt. Und damit  verdient er sich eine ausdrückliche Empfehlung der Redaktion.

Die paar grünen Scheine amortisieren sich schnell, glauben Sie uns das. Für die „kleine“ Klasse um 1.000 Euro gibt es nunmehr mit Arcam Radia A5 und erst recht diesem Cambridge CX81 MkII mindestens zwei ganz klare, aktuelle Empfehlungen. 

Der Vollverstärker Cambridge Audio CXA81 MkII ist seit Mai 2024 zum Preis von 1.199 Euro lieferbar. Er wäre als audiophiles Gesamtpaket auch noch etwas teurer seinen Preis locker wert.


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