Völlig aus der Zeit gefallen ist das klassizistische, an Cole Porter erinnernde „Kiss Me (I Loved You)“: In der nostalgischen Stimmung perfekt, mit den schwelgenden Streichern zu opulent arrangiert, als dass sich Tillman damit für den Soundtrack eines späten Woody-Allen-Meistwerks wie „A Rainy Day in New York“ empfehlen könnte. Wie in vielen Filmen dieses Regisseurs ist auch Tillmans Lieblingsthema hier die Zerbrechlichkeit von Liebesbeziehungen in Songs wie „(Everything But) Her Love“. Auch bei seinen Abstechern in Bossa Nova, Musical und Traditionen des „Great American Songbook“ bekümmerte ihn offensichtlich nicht, wie komplett anachronistisch seine neuen Kompositionen für die meisten Ohren klingen müssen.
Im letzten Song „The Next 20th Century“ warnt er: „The wheel is turning from night into day / Everything’s in transition, everything must change / But none of us here will ever see the Promised Land / None of us here will be there for childhood’s end.“ In dieser dystopischen Vision bezweifelt er, ob Liebeslieder, von denen er in der Tradition des letzten Jahrhunderts einige neue schrieb, überhaupt Zukunft haben.
Franz Schöler