Das neue Album, das Gabriel in seinen eigenen Studios mit der Kernband aus David Rhodes (Gitarre), Tony Levin (Bass) und Manu Katché (Drums) sowie zahlreichen Gästen aufgenommen hat, erscheint als „Bright-Side Mix“ (Mike „Spike“ Stent) sowie als etwas kantigerer „Dark-Side Mix“ (Tchad Blake). Bei beiden handelt es sich um eigenständige Stereo-Mixe, die gänzlich anders zu Werke gehen und eigene Schwerpunkte setzen. Beide sind auf der regulären Doppel-CD enthalten und erscheinen jeweils einzeln als Doppelvinyl. Einen dritten Mix gibt’s in einer zusätzlichen Box auf Blu-ray.
Musikalisch fühlt man sich bereits mit den ersten Tönen des Openers „Panopticom“ wieder wohlbehalten im PG-Universum gelandet: Poppige Songs mit Tiefgang und gleichzeitig Ecken und Kanten, wenn man denn genau hinhört, das war und ist spätestens seit Mitte der Achtzigerjahre das charakterisierende Merkmal von Gabriels Solowerken. In dieser Hinsicht krönt „i/o“ sein bisheriges Schaffen, obwohl sich Gabriel hier und da auch hörbar selber zitiert. Man hat immer ein wenig das Gefühl, dass man gleich in einen der bekannten Hits hinüberblenden könnte – insbesondere auf „Up“ (2002) nimmt Gabriel immer wieder deutlich in Sachen Sound und Arrangement Bezug. Dazu kommen aber natürlich Gabriels immer melancholische sowie poetisch-politisch-engagierte Texte und selbstredend diese unverwechselbare Stimme, der man sogar eine Plattitüde wie „Love Can Heal“ abnimmt.
Ingo Baron