Musiktipps für Klanggourmets: Die besten audiophilen Tonträger

Unter der Vielzahl an Tonträgern auf dem Markt gibt es auch spezielle ­audiophile Versionen. STEREO stellt hier einige der besten audiophilen Tonträger vor, die man als Klanggourmet unbedingt gehört haben muss. Und verrät, wo man Exemplare zu günstigeren als Sammlerpreisen bekommt.

Mann mit Kopfhörer inmitten seiner Schallplatten

Der Klang der Musik ist auch immer eine Sache des Tonträgerformats: Was die CD betrifft, schwören Fans audiophiler Tonträger auf die UHQCD, die „Ultimate High Quality CD“. Sie wird nicht wie herkömmliche CDs aus Polycarbonat gepresst, sondern aus einem Photopolymer gegossen und mit UV-Licht ausgehärtet. Als Kratzschutz hat sie eine Schicht hochreinen Polycarbonats. Durch dieses Verfahren ist die gespeicherte musikalische Information für den Laser des CD-Players sauberer zu lesen, wodurch, vereinfacht gesagt, die Musik dann in besserer Qualität wiedergegeben werden kann. UHQCDs sind mit normalen CD-Spielern kompatibel. Ihr Klangbild soll Reminiszenzen an analoge Masterbänder aufkommen lassen.

Bei Vinyl gilt gemeinhin die audiophile 180-Gramm-Pressung als das obere Ende der Fahnenstange, auch 200-Gramm-Versionen sind in Umlauf. Es gibt Labels, die sich auf audiophile Tonträger spezialisiert haben, wie Impex oder MFSL. „Vor 20 Jahren war das wiederauferstandene US-­Label MFSL in Deutschland nur schwer erhältlich“, erinnert sich dessen Europa-Importeur Jan Sieveking. Er übernahm den Vertrieb damals auf eigene Rechnung und schuf aus diesem Ansatz den heute größten Vertrieb für audiophile Tonträger.



Spezielle audiophile Label

Jan Sieveking
Jan Sieveking von Europas größtem Vertrieb für audiophile Tonträger, Sieveking Sound.

Einer von Sievekings Tipps für herausragende audiophile Tonträger: „Das Album Drops of Jupiter‘ von der Band Train. Was die Klangspezialisten von MFSL auch aus einer Rock-Pop-Aufnahme herauskitzeln können, erfreut alle ambitionierten HiFi-­Fans.“ Weitere Hörgenüsse listen wir nachfolgend auf, für alle Audiophilen und solche, die es werden wollen.

Jazz At The Pawnshop Cover

Arne Domnerus: „Jazz at the Pawnshop“

Das berühmte Stockholmer Konzert von 1976, aufgenommen von Gert Palmcrantz, zählt zu den audiophilen Dauerbrennern schlechthin. Es gibt Dutzende Versionen des Albums,* das von vielen als eine der bestklingenden Jazz-Aufnahmen überhaupt gehandelt wird. Aktuell erschienen ist das Werk als UHQCD und als Drei-LP-Set von AudioNautes sowie als Doppel-LP und Einzel-LP von 2xHD. Für Audio­Nautes werden 268 Euro aufgerufen, für 2x HD 99 Euro. Günstiger ist die UHQCD mit knapp 50 Euro, etwa bei www.jpc.de.*


Getz-Gilberto Albumcover

„Getz/Gilberto“

Vielleicht weniger ein audiophiles Paradebeispiel, verkörpert dieses schlicht „Getz/Gilberto“ betitelte Werk vielmehr musikalisch seit 60 Jahren einen der Klassiker des Bossa nova, mit wegweisenden Kompositionen wie „The Girl From Ipanema“, „Corcovado“ und andere Highlights des Genres. Aktuell wurde das Album neu von Impex Records als Prachtausgabe aufgelegt. Stan Getz’ Sohn Nick ließ es sich nicht nehmen, die Impex-Pressung gemeinsam mit Label-Chefin Abey Fonn auf der diesjährigen High-End-Messe in München zu präsentieren. Die Auflage ist limitiert auf 7.500 nummerierte Exemplare.

Getz-Fonn-auf-Highend2024
Abey Fonn von Impex Records (l.) und Stan Getz‘ Sohn, Nick Getz (r.), stellten auf der Münchner „High End 2024“ das Reissue des Albums „Getz/Gilberto“ als 180-Gramm-Super-Vinyl vor.

Telarc_1812_Tschaikowsky-Cover

Pjotr Tschaikowsky: „1812 Ouvertüre Es-Dur op. 49“

Diese Tschaikowsky-Ouvertüre ist aus­schließlich begehrt in der originalen LP-Fassung des Telarc-Labels.* In dieser Einspielung des Cincinnati Symphony Orchestra unter der Leitung von Erich Kunzel sind, Tschaikowskys Partitur folgend, echte Kanonenschüsse zu hören, die normalerweise und in Konzerten von Pauken dargestellt werden. Die gnadenlose Telarc-Version lässt – kawumm! – manche Nadel aus der Rille springen. Da längst vergriffen, ist sie nur gebraucht für 30 bis 40 Euro* noch zu haben. CD-Versionen, die es geben mag, können hier nicht heranreichen.


Scotty Wright- Saint Mic-Cover

Scotty Wright: „Saint Mic“

Seit Jahren geistert dieses Album des US-Sängers Scotty Wright, das nur als Hongkong-Direkt-Import erhältlich ist, durch die audiophile Szene. Es heißt, dass es den UHQCD-Hype mit auslöste. Weitere Aufmerksamkeit generierte es durch Vorführungen auf STEREO-Workshops, bei denen Kollege Matthias Böde die „Crystal Disc“ aus Glas zum Einsatz bringt, die 1.600 Euro kostet. Die UHQCD von TIS* ist dagegen für schmale 58 Euro zu haben. Vinyl* ist für rund 80 Euro ebenso verfügbar.

Saint-Mic-Crystal-Disc
„Saint-Mic“ von Scotty Wright als Crystal-Disc (Bild: M. Böde).


Hugh Masekela Hope Cover

Hugh Masekela: „Hope“

Anspieltipp: der ultradynamische Titel „Stimela“, eines der bekanntesten, stets favorisierten Vorführstücke auf diesem audiophilen Klassiker des südafrikanischen Trompeters Hugh Masekela. Eine klangliche Wahnsinnsfassung findet sich auf dem von Chad Kassems Quality ­Record Pressings vorgestellten Drei-LP-­Sampler, den es womöglich noch gibt, der aber nicht einfach zu finden ist. Ein Box-Set mit vier LPs gibt es für rund 150 Euro* zu kaufen. Alternativ gibt es erstklassig produzierte CD- und SACD-Versionen.


Anne Bisson Four Seasons In Jazz Cover

Anne Bisson: „Four Seasons In Jazz“


Das Album der Jazz-Vokalistin Anne Bisson von 2017 ist relativ aktuell. Seine Besonderheit: Als damals rund 140 Euro teures 45er-Direktschnitt-Doppelalbum begründete es als Referenz für präsenten, natürlichen Klang den vor ein paar Jahren einsetzenden Reigen der Hochpreis-LPs mit. Besagte Version ist längst vergriffen und wird deshalb zu hohen Preisen gehandelt. Es kursieren auch Versionen auf CD, eine (180-Gramm-)LP in Pink-Vinyl* sowie die erstklassig tönende UHQCD-Version* sind ebenso verfügbar.


arry Belafonte At Carnegie Hall Albumcover

Harry Belafonte: „Belafonte At Carnegie Hall“

Objekt der Begierde ist hier eine Acht-45er-LP-Box von Classic Records: Diese Version des unzählige Male aufgelegten Klassikers des 2023 verstorbenen US-Superstars Belafonte aus dem Jahre 1959 bringt HiFi-Fans zum Schwelgen. Bei ihrem Erscheinen Anfang der 2000er-Jahre kostete die Box mit den acht einseitig geschnittenen LPs um die 360 Euro – heute eher 2.000 Dollar, denn der Klang liegt fernab von allem, was man sonst so kennt. Günstiger, wenn auch weniger exklusiv, ist das Zwei-LP-Set, das man etwa bei jpc für 58 Euro findet.*


Santana Abraxas Albumcover

Santana: „Abraxas“

Das legendäre Album der US-Gitarren-Ikone Carlos Santana aus dem Jahr 1970 initiierte 2016 als UltraDisc-Version (UD) von MFSL dessen „UltraDisc One-Step“-Serie. Das One-Step-Verfahren verwendet den originalen Pressstempel zur LP-Pressung und zielt auf bessere Darstellung musikalischer Details und reduzierte Nebengeräusche: Die 45er-Doppel-LP-Ausgabe kostete damals knapp 200 Euro. Dieser Preis hat sich bis heute vervielfacht. Gegenüber der normalen, ebenfalls hochklassigen „Abraxas“-Version von MFSL spielt die UltraDisc in einem anderen klanglichen Universum. Kein Wunder, dass die limitierte Auflage längst weg ist. Glücklich, wer eine abbekommen hat! Wer keinen Sammlerpreis zahlen will, wird für 75 Euro auch bei jpc* fündig.


Oscar Peterson Trio - We Get Requests Albumcover

Oscar Peterson Trio: „We Get Requests“

Dieser Longplayer gilt als eines der best­aufgenommenen Jazz-Alben. Spitze war die längst vergriffene „K2HD“-CD von First Impression Music, wovon es sogar eine individuell auf speziell behandelte MFSL-Gold-CD-R kopierte Master-Edition für 500 Dollar gab. Man kann das Album aber, ähnlich wie „Getz/Gilberto“, nach wie vor zu moderaten Preisen ab 12 Euro als Original-Verve-CD beziehungsweise als diverse hochwertigere Reissues bekommen, die aktuell um die 30 Euro starten. Mehr geht aber immer.


Tsuyoshi Yamamoto Trio – Midnight Sugar Albumcover

Tsuyoshi Yamamoto Trio: „Midnight Sugar“

Von dieser bekanntesten und begehrtesten Scheibe des Tsuyoshi Yamamoto Trio aus dem an Knüllern reichen Angebot des japanischen Kultlabels Three Blind Mice gibt es viele Versionen, die wegen ihrer mitreißenden Dynamik und berückender Raumausleuchtung sehr gefragt sind. Unlängst erschien das 74er-Album der Truppe um den Pianisten erst noch mal bei Impex als Super-LP-Fassung in einer Dreier-Box-Ausgabe. Bei Amazon kann man das Album auch zu moderatem Preis* erstehen. Bereits vor zwölf Jahren hatten wir die Scheibe als „Mount Everest des klanglich Machbaren“ in ­STEREO schon einmal besprochen. Aufgrund seines nach wie vor umwerfenden Klangs ist es abermals die Empfehlung wert. Einfach ein All-time Favourite! Anspieltipp: der Titelsong.


Herbie Hancock – My point of view Albumcover

Herbie Hancock: „My Point Of View“

Zu den audiophilen Jazz-Klassikern, die als gutes Reissue angeboten werden, zählt das zweite Album der US-Jazzgröße Herbie Hancock mit dem Titel„My Point of View“, das im Jahr 1963 erschien. Sehr guten Klang bietet hier die Version der „Tone Poet“-Serie des Labels Blue Note, die aktuell auf Neuauflage wartet. Als SHM-CD* wird sie auch von jpc angeboten.


Jennifer Warnes – The Hunter Albumcover

Jennifer Warnes: „The Hunter“

Das 1992er-Album „The Hunter“ von Jennifer Warnes ist bei HiFi-Fans seit seiner Vorstellung ultrabeliebt, aber, da vergriffen, kaum unter 200 Euro zu haben. Seit Kurzem gibt es ein toll klingendes Reissue von Impex Records, als 24-Karat-Gold-CD für 42 Euro oder für 65 Euro als „Crystal Green Vinyl Edition“, in 180-Gramm-Version und limitiert auf 3.000 Stück. Als 24 Karat Gold-CD gibt es sie hier* für 37 Euro.


Rares für Bares: Compilations und Unikate

Klar, dass wir mit dieser Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können, was wir auch gar nicht wollen. Und natürlich gibt es im Bereich audiophile Tonträger nicht nur hervorhebenswerte Alben mehr oder weniger bekannter Musikschaffender; es gibt auch Compilations, wie zum Beispiel die „New Reference Collection“ der Firma In-Akustik. Hier erschien soeben in Kooperation mit Thorens ein brandneues Exemplar, als 45-RPM-180-Gramm-Virgin-Vinyl im Direct-Metal-Mastering-Schneideverfahren hergestellt.

Günter Pauler und Dubplate Vol.1-Label
Pauler-Acoustics-Chef Günter Pauler und das Label der „Stockfisch DMM-Dubplate Vol.1“.

Ein Spezialist für diese Technik ist Günter Pauler von Pauler Acoustics in Northeim. Wer sich etwas ganz Exklusives leisten will und gerade 700 Euro übrig hat, kann sich die Dubplate von Stockfisch Records zulegen: „Ein einseitig bespieltes Unikat auf Kupferplatte – eine Compila­tion, die wir zusammenstellen und von der jetzt Volume 3 erscheint“, so Günter Pauler. Was audiophile Sampler angeht, stellt dies sozusagen den State of the Art dar. Aber Achtung: Trotz des hohen Preises muss man laut Pauler auch hier mit Wartezeiten rechnen. Die audiophile Welt gehorcht eben eigenen Gesetzen.


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