KEF KC92: Der große Force-Cancelling-Subwoofer im Test

Hightech führt beim KEF-Subwoofer-Flaggschiff KC92 zu extremer Präzision und Tiefgang aus relativ kompakten Abmessungen. STEREO testet und vergleicht.

Subwoofer-Range KEF

Testfazit: KEF KC92

Der KC92-Subwoofer von KEF spielt ganz groß auf und geht klanglich ungeheuer tief und kraftvoll ans Werk.
Testergebnis
2,1
gut

Extrem präzise, konturierte Wiedergabe

Im Test fiel nichts Negatives auf; mit rund 2.400 Euro allerdings nicht ganz günstig

Den KEF Kube 15 MIE mit seinem mächtigen 38er-Treiber hatte STEREO bereits getestet. Im Gegensatz dazu verfügt der nahezu doppelt so teure KEF KC92 aus diesem Test – als „Flaggschiff“ der derzeitigen, gerade neu vom Stapel gelaufenen Subwoofer-Flotte aus Kent – über zwei langhubige 23er-Woofer, die sich in „Vis-à-vis“-Anordnung Rücken an Rücken positioniert befinden.

Und das hat seinen Grund, den die Briten als „Force-Cancelling“-Anordnung bezeichnen. Dazu müssen wir etwas ausholen. Aus der Physik ist bekannt, dass auf jede Aktion eine Reaktion erfolgt.

Anders als beim kleineren Modell KC62 musste man die 23er-Treiber beim KC92 nicht innovativ und aufwendig samt der ineinander eintauchenden Schwingspulen verschachtelt konstruieren. Hier ist nämlich genug Platz, identische Treiber im Gehäuse unterzubringen.

Subwoofer KEF KC9 - Größenvergleich
Größenvergleich: Der KEF KC92 ist zu ähnlichem „Alarm“ fähig wie der große Kube 15 MIE.

Das wird nicht zuletzt dadurch ermöglicht, dass beide selbstverständlich gleichphasig arbeiten. Es handelt sich also um einen waschechten Bipol und nicht etwa einen Dipol, dessen Abstrahlcharakteristik aufgrund einer teilweisen, gegenphasigen Schallauslöschung eher nierenförmig aussehen würde.

Zwei Chassis für höheren Schalldruck bei KC92

Der Bipol des KC92 zeichnet sich auch dadurch aus, dass durch das zweite Chassis tatsächlich eine Schallverstärkung von einigen Dezibel entsteht respektive derselbe Schalldruck mit erheblich weniger Auslenkung und damit auch weniger Verzerrungen möglich ist als mit einem einzigen identischen Treiber.

Apropos, rechnet man die Membranflächen grob zusammen, wird mit rund 830 Quadratzentimetern in etwa die wirksame Abstrahlfläche eines einzigen 32,5er-Woofers erreicht, allerdings mit den genannten Vorteilen sowie einem schnelleren Ansprechen aufgrund der geringeren Einzelmasse und des niedrigeren Trägheitsmoments.  

Davon abgesehen ist es bei zwei 23ern möglich, das Gehäuse hinsichtlich der für die Montage notwendigen Seitenflächen insgesamt dann doch kompakter zu bauen.

Die gutmütige Papiermembran der beiden Treiber ist mit einer flachen, konkav geformten Aluminiumhaut überzogen, die für zusätzliche Rigidität sorgt und das angestrebte Ideal des „pistonisch schwingenden Kolbens“ untertützt. Die belüfteten Schwingspulen und der optimierte Antrieb tragen ebenfalls dazu bei.

KEF Music Integrity Engine und Intelligent Bass Extension

Die „Music Integrity Engine“ von KEF, darunter versteht sich eine akribische Abstimmung von Treiber, DSP (Digital Signal Processor) und Verstärkeraggregat aufeinander, um ein optimiertes, harmonisches und maximal musikalisches Gesamtsystem zu realisieren, soll auch beim Spitzenmodell für ein klangliches Topergebnis sorgen.

Die verfügbare Verstärkerleistung liegt beim KC92, wie er im Test beweist, mit rund einem Kilowatt, verteilt auf je 500 Watt für jeden Treiber, aber beim mehr als Dreifachen der Kube-Bau­reihe, genug auch für absurde Impulsspitzen, wie sie eher noch im Heimkino als bei Musik auftreten können. Hocheffiziente Class-D-Verstärkertechnologie macht es auch hier möglich.

Auch „Intelligent Bass Extension“ (IBX) ist wieder mit an Bord, was dem Basstreiber auch im relativ kompakten Volumen per EQ und besagter, kontrollierter Leistung zu mehr Tiefgang und Pegel verhilft.

Subwoofer KEF KC9 - Woofer Explosionsdarstellung
Im KC92 sitzen zwei hubstarke 23er-Woofer Rücken an Rücken. Bei gleichphasigem Antrieb addieren sich so die Schallleistungen, aber die Krafteinwirkung auf das Gehäuse wird gegenseitig absorbiert.

Fünf Presets für freie Aufstellung, an Wand, Ecke, im Schrank oder speziell für ein Apartment, helfen bei der Aufstellung, Line- und Hochpegelanschlüsse gestatten die Kombination mit einer Vielzahl von Lautsprechern und Anlagen, ein Line-Ausgang mit Hochpassfilter bei der Integration und Zusammenarbeit mit einer Endstufe oder Aktivboxen. Dabei erkennt der KEF via SmartConnect automatisch etwa, ob er über die Cincheingänge Mono oder Stereo angesteuert wird und stellt seinen Verstärkungsfaktor darauf ein.

Eine weitere Besonderheit des verwendeten, eigenentwickelten Basstreibers stellt die P-Flex-Sicke dar, die auf den flüchtigen ersten Blick an ein Spiralkabel erinnert, wie man es früher häufiger bei Telefonen oder Kopfhörern hatte.

Eigenentwickelte P-Flex-Treibersicke

Tatsächlich wurde die gefaltete Konstruktion von der japanischen Papierfaltkunst inspiriert und soll bei extremer Stabilität und Widerstandskraft mit hoher Präzision und Schnelligkeit Führungsqualitäten beweisen und so zu einem besonders musikalischen Ergebnis beitragen. Das Gesamtsystem wird mit 11 Hertz unterer Grenzfrequenz angegeben. „Erdbebenverdächtig“, auch wenn die Abmessungen des KC92 das zunächst nicht unbedingt erwarten lassen.

Neben seinem Bruder Kube 15 MIE wirkt er deutlich zierlicher. Im akustischen Vergleich aber – STEREO hatte beide nebeneinander im Hörraum – verabschiedete sich dieser Eindruck umgehend ins Nirvana. Man sollte sich also keineswegs von der äußeren Größe täuschen lassen.

KEFs KC92 spielt im Test die Trumpfkarte der extrem präzisen, konturierten Wiedergabe überzeugend aus und ist diesbezüglich seinem „großen“ Bruder sogar noch überlegen. Und der ist alles andere als ein schlechter Subwoofer, ganz im Gegenteil.

Klangaspekte des KEF KC92

Wir haben den Kube und nun auch den KC92 für diesen Test ins Heimkino des Autors gezerrt und dort mit Blu-ray-Material wie „Battle­ship“ oder Stevie Wonders „Superstition“ gefüttert. Tatsächlich gelingt dem KC92 im Test der Spagat zwischen physisch spürbarer Stärke und höchster, schneller und vollkommen dröhnfreier Präzision, die sich in der Verfolgbarkeit feinster Texturen, etwa in Supertramps „School“, äußert.

Subwoofer KEF KC9 - Sicke
Die ungewöhnlich geformte Sicke soll bei KEFs KC92 unge­wollte Resonanzen vermeiden.

Optionales “Stacking Kit” für KEF KC92

Wem das noch nicht reichen sollte, dem bietet KEF für etwas über 200 Euro eine Art Stapelhilfe an. Mit diesem „Stacking Kit“ ist es möglich, je zwei KC92 auf- respektive übereinander zu positionieren und dennoch platzsparend unterzubringen. Hat man aber den Raum, so finden wir es überlegenswerter, zwei, drei oder vier Subwoofer frei aufzustellen und so für im Raum verteilte, unabhängige Schallentstehungszentren zu sorgen, die die unvermeidlichen Raummoden nicht mit voller Kraft am selben Platz, sondern ausgewogener mit reduzierter Einzelenergie an unterschiedlicher Stelle anregen oder auch insgesamt weniger anregen.

Erhältlich in Weiß oder Schwarz, jeweils hochglänzend, soll sich der KEF in hochwertigste Wohnambiente integrieren lassen. Er kostet 2.399 Euro.



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