Er erzählt zu Beginn von der Kindheit, dem Leben in einer Kleinstadt und dem roten Fluss neben derselben. Am Ende vom Tod eines Freundes und der Hoffnung: „We’ll meet and live and laugh again.“ Dazwischen fantasiert er im gleichnamigen Song über sich als „Last Man Standing“ – nicht in der Rolle von Bruce Willis in Walter Hills Remake von Kurosawas „Yojimbo“ und Sergio Leones „Für eine Handvoll Dollar“, sondern als letzter Überlebender der Schülerband The Castiles, mit den Versen: „Snakeskin vest and a sharkskin suit/Cuban heels on your boots“. 1965 war das, der Vater hatte ihm da eine 60-Dollar-Gitarre geschenkt. Es ist eine sentimentale Erinnerung, die damit endet, dass er seine Gitarre einpackt, ein letztes Bier trinkt und in der Menge verschwindet. Genauso sentimental wie das Finale von „Power Of Prayer“, in dem ein Rausschmeißer die Tür schließt, während die Stimme von Ben E. King beim Drifters-Klassiker „This Magic Moment“ noch den Raum füllt.
Bob Clearmountain hat die live musizierende E Street Band bei den drei uralten und neun neuen Songs – manche der Letzteren muten wie Déjà-vu-Erlebnisse, melodisch wie Destillate aus früheren an – in seinem eigenen „wall of sound“ abgemischt. Ganz intim und nah mikrofoniert wurde Springsteen beim demonstrativ optimistischen Finale von „I’ll See You In My Dreams“.
Franz Schöler