Der bekennende Springsteen-Fan hatte mit ihm für sein drittes Album „Take The Sadness Out Of Saturday Night“ den Song „Chinatown“ aufgenommen. Antonoff geniert sich nicht wegen seiner Retromanie, bekennt sich zu seinem Faible für grandios arrangierte Pop- und Rocksongs der 1980er-Jahre. „Modern Girl“, mit zwei Bandmitgliedern der aktuellen Bleachers-Besetzung prominent im Mix am Saxofon, ist ein solcher Song, seine Ode an „modern girls shakin’ their ass tonight“, die Band „dressed up like a heart attack for you“.
Noch nostalgischer als „Alma Mater“ klingen die Erinnerungen in „Isimo“ und an Zeiten in New York („Jesus is dead and so’s New York“). „Tiny Moves“ erinnert daran, dass winzige Zweifel an Glauben und Überzeugungen zu gewaltigen Veränderungen im Leben führen können. Ein wenig frivol klingt in dem Zusammenhang, wie er in demselben Song lapidar an die lebensgefährlichen Folgen des Lieblingssports Rugby erinnert mit den Versen „Call it American football chic / Breaking your neck for no reason“.
Etwas bizarr mutet auch an, wenn dasselbe Liebeslied „Woke Up Today“ – in dem er erklärt „I see the whole world in you babe“ – mit dem Bekenntnis endet, dass er vom Glauben abgefallen sei. Thematisch völlig aus dem Rahmen der oft unverblümt autobiografischen Songs auch beim Liebesschwur an die Adresse seiner Frau mit „We’re Gonna Know Each Other Forever“ fällt „Hey Joe“ mit seinen fiktiven Erinnerungen an den Vietnamkrieg wie im Vers „Guess these one-trick ponies got us singin’ along ,Hey Joe‘!“.
Franz Schöler