Vor den Sessions für das Album „World On The Ground“ fragte Produzent John Leventhal dezent an, ob sie sich auch mal an in der dritten Person erzählten Geschichten versuchen wolle. Damit könne sie sich in die Tradition großer Storyteller unter den Singer-Songwritern einreihen. Tatsächlich gelang ihr ein Meisterwerk. „Blue Heron Suite“ war danach ein wieder um Erinnerungen kreisender Songzyklus, der Blaureiher im Titel der majestätische Vogel, den sie bei Wanderungen mit ihrer Mutter an der Küste oft erlebt hatte.
Anders als diese sehr sparsam akustisch mit Streichquartett, Mandoline, Gitarren und Bouzouki instrumentierten Aufnahmen schwelgen die mit kompletter Band musizierten, country- und folkrockig arrangierten Songs von „Polaroid Lovers“ (definitiv mit einer Betonung auf „rockig“) gelegentlich auch in wehmütigen Erinnerungen, „Columbus & 89th“ und „Days Can Turn Around“ dabei ganz unsentimental und dezent auch schon mal Ratschläge gebend wie „Never turn down cold champagne / Don’t change your plans for a little rain“. Mit dem Sound der superb abgemischten Gitarren erinnert „Runaway Train“ an Sternstunden der Byrds und Flying Burrito Brothers. Stimmungsvoller noch als einst die Eagles „Tequila Sunrise“ musiziert die Band hinter Sarah Jarosz „Mezcal and Lime“, mitsamt dem karibischen Flair und der Erotik des Evergreens „You Go To My Head“ hinreißendster Song des Albums neben „Runaway Train“.
Franz Schöler