Sein Gefühl nach einer mit hochprozentigem Alkohol durchzechten Nacht bringt Stapleton auf dem neuen Album im Song „South Dakota“ mit einer einzigen Zeile („Starin‘ down the devil, but I‘m scared to death“) so präzise auf den Punkt wie Merle Haggard im Songtitel „Tonight The Bottle Let Me Down“. Gleich im ersten mit Miranda Lambert komponierten Song „What Am I Gonna Do“ gibt er den reumütigen Trinker mit den Versen „Been drinkin‘ everything on that shelf / Feels like I‘m killin‘ myself / You‘re gone and it hurts like hell / Wishin‘ I was anybody else”. Es ist eine dieser Balladen in bester George-Jones-Tradition, in der sich der Sänger mit gebrochenem Herzen „What am I gonna be / When you‘re just a memory?“ fragt und in „The Day I Die“ „Was evеry ,I love you‘ a lover‘s lie?“ rätselt. Anders als in mit sublimer Misogynie flirtenden Countrysongs ist Untreue von Ehefrauen kein Thema. Bei „It Takes A Woman“ harmoniert er perfekt im Duett mit Frau Morgane, die dieses fünfte Album zusammen mit Dave Cobb koproduzierte.
Stilistisch aus dem Rahmen fallen der Memphis-Soul von „Think I‘m In Love With You“, die Soulballade „Loving You On My Mind“ und der Ausflug in Southern-Rock mit „White Horse“. Die intime Akustik-Folk-Meditation „Mountains Of My Mind“ ist alledem ein ganz wunderbares Finale.
Franz Schöler