Nach den Songpoemen von „Sing The Delta“ (2012) und den für „The Trackless Woods“ vertonten Gedichten von Anna Akhmatova (2015) ist „Workin’ On A World“ ein eher prosaischer Songzyklus auch über letzthin zunehmend serielle Gewaltexzesse von Waffennarren, religiöse Rechte und die grenzenlose Gier der Ultrareichen wie im episch vorgetragenen Protest von „Goin’ Down To Sing in Texas“. Über falsche Propheten der Massenkirchen singt sie in „Let Me Be Your Jesus“ – fast ein wenig theatralisch in die Rolle eines teuflischen Predigers schlüpfend.
In krassem Kontrast dazu beschwört sie mit „The Cherry Orchard“ ungetrübte Idylle (ganz wie die junge Dolly Parton in „My Tennessee Mountain Home“) und erinnert sich wehmütig an ihre Kindheit in der Countryfolk-Ballade „I Won’t Ask You Why“ – die Sängerin ist 14. und jüngstes Kind von Pat und Flora Mae DeMent! An Martin Luther Kings „I Have A Dream“-Predigt von 1963 erinnert „How Long“ mit den skeptischen Versen „But it seems evil’s won / And greed is on the throne“. In anderen Songs wie auch im folgenden „Walkin’ Daddy“-Blues mit dem Vers „Ain’t no sorrow can dim the love come shinin’ through“ und im finalen Countrysong „Waycross Georgia“ bekundet sie unverbrüchlichen Optimismus wider alle Vernunft.
Franz Schöler