Ein riesiger Fortschritt

Hilft dies etwas? Ja! Zwar verursachen die Blechbläser bei der „Ungarischen Rhapsodie 2“ sowie Bass und Bassdrum bei „Back In Black“ weiter große Probleme. Dafür sirrt das Schlagzeugbecken bei „Take Five“ nicht mehr ganz so aufdringlich, wie überhaupt der Mittel- und Hochtonbereich deutlich angenehmer tönt. Die Messung belegt den Grund: Betrug die Nachhallzeit bei 1,2 kHz im leeren Raum unglaubliche zwei Sekunden, so ist sie durch die Möblierung auf 0,8 Sekunden gesunken – ein riesiger Fortschritt im Hinblick auf ein angenehmeres Klangbild.
 

 

Aber da lässt sich noch mehr rausholen! Zumal wir bisher bei der Aufstellung der Lautsprecher gegen bekannte HiFi-Regeln verstoßen haben. So hatten wir die beiden Canton Vero 896 viel zu wandnah in den Raumecken platziert. Weil sich der Bass dort staut, kommt es zu Überhöhungen, was die unteren Lagen aufbläht und verschmiert. Da die Boxen zu weit auseinander standen, hatte zudem die Ortbarkeit von Stimmen und Instrumenten gelitten. Diese beiden Punkte korrigieren wir und winkeln die Cantons zudem im Sinne eines weiteren Klangpanoramas weniger stark ein. Außerdem stellen wir jeweils drei Aluminium-Zylinder der Firma Acapella unter jede der Boxen: Durch diese Maßnahme übertragen sich deutlich weniger Bassvibrationen auf den Boden.

 

Das Messdiagramm ist vielversprechend: War vorher der gesamte Bassbereich unterhalb von 140 Hz problematisch, gibt es jetzt nur noch einen großen Hubbel bei 44 Hz. Auch die Nachhallzeit bei 64 Hz ist leicht zurückgegangen (von 0,9 auf 0,8 Sekunden). Dass wir uns dafür bei 157 Hz eine Erhöhung eingehandelt haben, die vorher nicht da war, ist zu verkraften. In der Tat ist der Effekt der Absorption und Diffusion frappierend. „Take Five“ wirkt deutlich transparenter, was auch für die „Ungarische Rhapsodie 2“ gilt, auch wenn der Sound im Orchestertutti weiterhin verschmiert; selbst „Back In Black“ tönt jetzt straffer und weniger giftig-scharf. Zum ersten Mal haben wir eine Hörkonstellation, die erträglich bis akzeptabel ist. Und das mit geringem Aufwand: Was eine richtige Lautsprecheraufstellung bewirken kann!

 

In Wohnzimmern oder Hörräumen neigt man üblicherweise dazu, die Lautsprecher an der schmaleren Wand zu platzieren. Allerdings waren wir deshalb in unserem 6,50 mal 4,30 Meter großen Raum gezwungen, das Sofa als Hörplatz fast in die Raummitte zu stellen. Bei einer Platzierung an der der Anlage entgegengesetzten Wand wäre der Abstand zu den Lautsprechern viel zu groß gewesen. Zu viele Reflexionen hätten dann den Direktschallanteil überlagert, was starke Einbußen bei Definition und Ortbarkeit des Höreindrucks zur Folge gehabt hätte. Insofern ist es uns einen Versuch wert, die Lautsprecher stattdessen von der langen auf die lange Seite des Raumes spielen zu lassen.

Klingt es unbefriedigend, kann es ich lohnen, die Aufstellung um 90 Grad zu drehen oder gar eine diagonale Variante zu probieren.

Die Boxenaufstellung beginnt mit der Suche nach dem optimalen Abstand zur Rückwand, um Bassüberhöhungen zu vermeiden. Homogenität erreicht man durch den Abstand der Boxen zueinander, während sich durch Einwinkelung Tiefenstaffelung und der Fokus verändern.

Immerhin hat unser Experiment, die Abhörsituation um 90 Grad zu drehen, gezeigt, wie stark man mit vergleichbar geringem Aufwand die eigene Raumakustik verändern kann, und von der ersten Anfangssituation im leeren Raum bis hin zu Schritt 3 – gute Boxenplatzierung kombiniert mit wohnlichem Ambiente –  hat sich die Situation ja ohne jede Einschränkung verbessert. Das unterstreicht einmal mehr, dass spartanische Räume in der Regel einer guten Akustik abträglich sind, während Teppich, Bücherregal, Sofa etc. nicht nur für eine angenehme Wohnatmosphäre, sondern zudem für größeren HiFi-Genuss sorgen. Nur sehr „plüschige“ Wohnräume wären dem wegen zu starker Dämpfung abträglich.
Dennoch sind wir von einer optimalen Akustik noch ein ganzes Stück entfernt – vor allem, was den Bassbereich betrifft. Da hier Möbel nur bedingt helfen, lohnt es sich dafür mit professionellen Raumakustik-Elementen zu experimentieren.

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