Pleiten, Pech und Pannen

Wie kann man leichte Defekte und Störungen vorbeugen? Was tun wenn doch mal was schief geht? Wir haben für Sie häufige Gefahrenquellen identifiziert und mögliche Lösungswege aufgezeigt. Tom Frantzen

Die gefährlichsten Feinde jeder Anlage sind fraglos Staub, Wasser, Hitze, Sturz und Überspannung. Davor gilt es die Geräte und Lautsprecher durch eine überlegte, sichere Aufstellung und minimale Gefährdung zu schützen. Die Geräte brauchen um sich herum etwas Luft, vor allem Verstärker sterben sonst schnell den Hitzetod. Der Röhrenverstärker im verschlossenen Schrank oder das Staubschutztuch auf den Lüftungsschlitzen des Receivers kann – glauben Sie mir – das Haus abfackeln und die Versicherung freut sich noch, dass sie womöglich wegen (grober) Fahrlässigkeit nichts zahlen muss.

Gefahrenquellen

Auch Blumenvasen und Gießwasser haben in der Nähe von HiFi und der dazugehörigen Kabelage (Strom!!!) nichts verloren. Im Urlaub, bei längerer Abwesenheit und erst recht bei Gewittern im Anmarsch ziehen Sie zudem zur Schadenvermeidung lieber den Stecker. Ein technischer Defekt oder Blitzschlag kann immer passieren. Sobald sich in Ihrem Beisein ein Gerät mit Knall oder Rauchwolke verabschiedet, was sehr selten vorkommt, ist sofort der Stecker zu ziehen und gut zu lüften. Ein Gerät sollte nur öffnen, wer sich damit auskennt, zumal auch bei vom Strom getrennten Komponenten noch ordentlich bis tödlich „Saft“ in den Netzteil-Elkos steckt.

Erwähnt seien hier ergänzend noch Haustiere und Kinder. Haben es Erstere, vor allem Katzen, mitunter auf Lautsprecher als Kratzbaum und bewegte Teile (Plattenspieler!!!) abgesehen, sind Kinder besonders fasziniert von Knöpfen sowie von Knöpfen ähnelnden Kalotten oder Staubschutzkappen der Lautsprecher, die sie gerne eindrücken und so womöglich beschädigen bis zerstören. Das scheint – zumindest bis etwa zum Einschulungsalter – eine magische Anziehungskraft zu haben. Sprechen Sie rechtzeitig mit den eigenen Kindern, was tabu und teuer ist und lassen Sie fremde Kinder gar nicht erst in Versuchung kommen. Schützen Sie die Lautsprecher mit entsprechenden Abdeckungen/Bespannungen. Man muss nichts übertreiben, gesunder Menschenverstand reicht meist völlig.

Übrigens ist es bei Kalotten aus Gewebe (nicht Metall!) oftmals möglich, den „Dome“ mit Klebestreifen oder dem schwach eingestellten Staubsauger – äußerst vorsichtig – wieder auszubeulen. Wir haben das mit einem Visaton-Hochtöner ausprobiert und auch nachgemessen. Solange die Schwingspule nicht beschädigt wurde, ist oft eine komplette Wiederherstellung möglich.

 

Ist die noch zu retten?

Eine von Kinderhand (vermeintlich) zerstörte Gewebekalotte, die in Sachen Frequenzgang und Verzerrungen tatsächlich völlig „aus dem Häuschen“ war (Foto und Diagramm links), konnte mit Klebeband wieder in einen fast dem Neuzustand entsprechenden Zustand gebracht werden (rechts). Der Unterschied entspricht eher ohnehin zu erwartenden Fertigungsschwankungen.

Standschäden

Die HiFi-Bausteine gehen aber nicht nur durch Gebrauch, sondern auch durch Nichtgebrauch langsam kaputt. Das betrifft vor allem mechanisch bewegte Teile. Elektromotoren von Tapedecks und Lager von Plattenspielern können verharzen, Antriebsriemen austrocknen und reißen. Aber auch Kondensatoren altern nicht nur durch Hitze, sondern sie verlernen regelrecht ihre Funktion. Nach jahrelanger nichtaktiver Lagerung ist schon mancher Netzteil-Kondensator in einem Verstärker geplatzt – und das ist für die Anrichte, auf der er steht, unschön, denn auslaufendes Elektrolyt stinkt und ätzt. Bewegen Sie also Mechanik gelegentlich und schalten Sie die Geräte lieber mal alle paar Monate für eine halbe Stunde ein als sie jahrelang in der Hoffnung links liegenzulassen, sie später „wie neu“ wieder in Betrieb zu nehmen. Sogenannte Tantal- und Black Flag/Mica-Kondensatoren, mitunter auch alte Elkos und bestimmte Klebstoffe in Vintage-Geräten gelten mitunter als Zeitbomben. Bei edlen Stücken fragen Sie lieber mal bei einem erfahrenen Servicetechniker oder gar Restaurator nach. Nicht jeder kann nach jahrelanger Pause das Gerät an einem regelbaren Trafo bei 30 %, nach ein paar Stunden dann bei 50 % und erst am nächsten Tag bei voller Netzspannung wieder „erwecken“. So machen es die Profis. Man lernt die Elkos regelrecht neu an.

 

Kanalausfall/Potikratzen

Jeder, der mit älteren Gerätschaften (Vintage HiFi) zu tun hat, kennt die Nebengeräusche beim Ändern der Lautstärke, der Balance oder der Klangeinstellung. Doch nicht nur Potentiometer, auch Umschalter sind davon betroffen. Die Toleranzschwelle ist individuell unterschiedlich, zumal ein mehrmaliges, schnelles Hin- und Herdrehen den Fehler meist für kurze Zeit „heilt“. Das kann bei älteren Geräten zum Ritual werden. Verwenden Sie lieber nicht irgendetwas zum Reinsprühen, was gerade zur Hand ist, sondern fragen auch hier besser einen erfahrenen Techniker. Statt etwa Kontakt 60, das zwingend wieder ausgespült werden muss, haben sich eher Tuner-Sprays wie Oszillin durchgesetzt. Öle wie Ballistol können zwar funktionieren, leider aber auch Schaden anrichten. In manchen Fällen müssen Poti oder Schalter dann zerlegt werden.

 

Einschaltstrom

Viele Besitzer potenter Verstärker werden es schon erlebt haben, dass die Haussicherung fliegt, wenn man so einen Boliden einschaltet. Der Grund dafür ist der extrem hohe Einschaltstrom, den vor allem Geräte mit großvolumigen Trafos ziehen und der bis zum Zehnfachen des Arbeitsstroms erreicht.

Wir hatten im Verlag gerade eine alte McGee Eagle PA-Endstufe (2 x 500 Watt Sinusleistung), die sich gelentlich so verhielt. Abhilfe schaffen im Gerät strombegrenzende, sogenannte NTC-Bauteile, vom Elektriker im Sicherungskasten eingesetzte trägere Automaten oder gar (besser klingende!) Schmelzsicherungen bis hin zu speziellen Einschaltstrombegrenzern. Diese nicht billigen Zwischenstecker – in jede hochwertige Steckerleiste der Serie Energia RC eingebaut liefert auch z. B. HMS diese schonende Softstart-Technik – begrenzen entweder den Anlaufstrom, was nicht nur für HiFi, sondern auch kraftvolle Werkzeugmaschinen interessant ist, oder sie verzögern den Einschaltvorgang so lange, bis die sinusförmige 230-Volt-Netzspannung den Nulldurchgang erreicht, wo auch keine Leistung abgerufen wird.

Eine kurzfristige Hilfe kann im Notfall die induktive Bremse einer vor den alles lahmlegenden Verbraucher positionierten, aufgerollten Kabeltrommel sein. So behelfen sich etwa Bühnenprofis, die den Verstärker – und womöglich den Rest – sonst nicht ans Laufen bekommen.  

 

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